New York (energate) - In New York finden in diesen Tagen zum vierten Mal die "Swiss US Energy Innovation Days" statt. Was dort Thema ist und wie die Diskussionen ablaufen, beschreibt Walter Steinmann, ehemaliger Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), in täglichen Zusammenfassungen für energate. In seinem zweiten Beitrag aus New York geht es um digitale Veränderungen im Energiemarkt:
"Es gibt Ereignisse, welche zu Bruchstellen in Politik und Gesellschaft werden. Vielerorts war es in der Energiepolitik Fukushima, hier in New York hatte der Hurrikan Sandy 2012 eine ähnliche Triebkraft. Brooklyn und Teile Manhattans wurden überflutet, die veraltete Energieinfrastruktur versagte und Hunderttausende waren während Tagen sowie teils Wochen ohne Strom. Neben dem Wiederaufbau eines grossen Kraftwerks durch ABB kamen neue Initiativen auf. In Brooklyn begann eine Community die Stromversorgung in die eigenen Hände zu nehmen, auf Lagerhäusern und Fabrikgebäuden wurden PV-Anlagen und Windturbinen installiert sowie im Crowd-Funding finanziert.
Diese Community besuchte unsere Delegation und liess sich dabei vom Start-up LO3 das virtuelle 'Brooklyn Microgrid' sowie ihren Blockchain-Ansatz vorstellen. Die Verbindung zwischen Nachfragern und Produzenten wird durch ein intelligentes IT-System sichergestellt, welches die Bedürfnisse, Präferenzen und Preisvorstellungen ausgleicht und die Vollversorgung automatisch sicherstellt. Pumpen, Klimaanlagen und Motoren als wesentliche Energieverbraucher in einer städtischen Umgebung werden automatisch optimal unter Berücksichtigung beispielsweise der lokalen Strompreise und Temperaturen betrieben.
Schon bald Revolution im Stromsektor?
Wie Schuppen fiel es uns von den Augen: Wenn sich dies bewährt, gibt es ähnlich Uber oder Airbnb im Stromsektor schon bald eine Revolution. Die Aufgaben der traditionellen Energieversorger beschränken sich vielleicht nur noch auf Pflege und Unterhalt eines intelligenten Stromnetzes. Die Schweizer Vertreter waren sich aber einig, dass wegen der nur halbherzigen Liberalisierung es in der Schweiz noch einige Jahre (aber vermutlich nicht Jahrzehnte) gehen dürfte, bis sich diese technische Revolution mit den neuen Konzepten durchsetzt.
Kurt Lüscher, Ex-CEO von Energie 360 Grad, stellte dann in seinem Referat dar, welche weiteren Stärken künftig erfolgreiche Utilities haben müssen. Er provozierte auch mit der Aussage, dass das künftige EVU vor allem eine ICT-Company sein müsse und meinte, dass nun der Change rasch angehen muss, wer langfristig erfolgreich sein will. Ein Speaker meinte gar, dass viele Utilities heute den 'dead stars' gleichen: Sie leuchten noch, aber sie strahlen nicht mehr lange aus eigener Kraft."
/Walter Steinmann
Hier geht es zum
zweiten Teil des Berichts von Steinmann aus New York. Und hier gelangt man zum
Bericht vom ersten Tag.