Zürich (energate) - Die Versicherungskonzern Zurich weitet sein Klimaschutzengagement aus und will künftig ganz auf erneuerbare Energien setzen. Als erster Versicherer habe Zurich eine UN-Verpflichtung unterzeichnet, die darauf abzielt, den globalen Temperaturanstieg bis 2030 auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, teilte der Konzern mit. In der Praxis heisst das für den Versicherer, dass er seine gesamte Geschäftstätigkeit weltweit bis Ende 2022 zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie umstellen will. Zudem werde Zurich seine Beteiligungsunternehmen und Kunden aktiv bei der Ausarbeitung von Plänen unterstützen, mit denen sie ihre Abhängigkeit von Kraftwerkskohle, Ölsand und Ölschiefer reduzieren.
Zurich fährt Kohle- und Ölfinanzierung zurück
Die aktualisierte Position bedeutet auch, dass Zurich nicht mehr in Unternehmen investieren oder sie versichern wird, wenn sie grössere Teile ihrer Einkünfte (mehr als 30 %) mit dem Abbau von Kohle oder der Kohleverstromung erwirtschaften. Die Gewinnung von Öl aus Ölsand und Ölschiefer steht künftig ebenfalls auf dem Index des Versicherers. Zurich begründet den Schritt damit, dass nach dem jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC der Weltgemeinschaft nur noch wenige Jahre bleiben, um einen dramatischen Temperaturanstieg zu vermeiden. "Dieser Kurswechsel erfordert einen sofortigen, umfassenden Wandel in den Bereichen Energie, Landnutzung sowie industriellen, städtischen und anderen Systemen", so der Versicherer.
Zurich folgt damit dem Beispiel anderer Versicherer wie Swiss Re, Allianz oder Generali, die ebenfalls den Abschied von Investments in fossile Energien eingeleitet haben. Die Koalition "Unfriend Coal" attestierte den Schweizer Versicherern kürzlich gute Noten beim Klimaschutz (
energate berichtete). Die Umweltorganisation Greenpeace verlangt nun auch von den Banken konkrete Massnahmen. "Während die Versicherungen ihre Klimaschutz-Ambitionen verstärken, verharren die Schweizer Grossbanken im Tiefschlaf", kritisierte die Organisation. Laut Greenpeace finanzieren allein Credit Suisse und UBS jährlich so viele Emissionen wie die gesamte Schweiz ausstösst. Die Umweltschützer fordern die Banken daher auf, eigene Richtlinien zu verabschieden, die den Ausstieg aus der Finanzierung von Unternehmen bezwecken, die mit Kohle und Teersand geschäften.
Politik zögert noch
Die Rolle des Schweizer Finanzplatzes beim Klimaschutz war kürzlich auch Thema im Parlament. Dabei sagte Energieministerin Simonetta Sommaruga, dass sie beim Klimaschutz im Finanzsektor vorerst weiter auf Freiwilligkeit setzen wolle. Nur wenn sich auf diesem Wege keine erkennbaren Fortschritte einstellen, kämen künftig auch konkrete Klimaschutzvorgaben infrage (
energate berichtete). /cs