Liestal (energate) - Der Tessiner Energieversorger Azienda Elettrica Ticinese (AET) hat mit dem Bau des Windparks auf dem Gotthard begonnen. Ab Mitte 2020 könnten die dort geplanten fünf Windräder Strom für rund 5.700 Haushalte liefern, teilte der Branchenverband Suisse Eole mit. Die Anlagen entstehen auf dem Gotthardpass auf 2.130 Meter Höhe. ATE baut die Anlagen mit insgesamt 11,75 MW Leistung gemeinsam den Industriellen Werken von Genf (SIG). Die jährliche Produktion soll rund 20 Mio. kWh betragen. Dass dies funktionieren kann, zeigten etwa die vier Windenergieanlagen auf dem Gütsch, die auf 2332 Meter Höhe oberhalb von Andermatt stehen, so der Verband. Die älteste der vier Anlagen produziert seit 15 Jahren Strom, die anderen gingen 2010 und 2012 ans Netz.
Nur wenige Orte im Tessin kommen für Windkraft infrage
Der Gotthard gehöre zu den wenigen Orten im Tessin, die sich für die Installation eines Windparks eigneten. Einerseits weil der Wind dort ausreichend weht, andererseits bestehe dort die nötige Strominfrastruktur, so Suisse Eole. Der Verband bezeichnet den nun erfolgten Baustart für den Windpark als "einen kleinen Schritt in die richtige Richtung für das Stiefkind Windenergie". Denn in Sachen Windenergie habe die Schweiz verglichen mit seinen Nachbarn noch viel Nachholbedarf, hiess es. Denn während es die eidgenössische Windenergie weiter schwer hat, sind gemäss Suisse Eole in den Nachbarregionen der Schweiz insgesamt mehr als 10.000 Windenergieanlagen installiert. Oft müssen sich die Windprojekte mit Einwänden von Umweltschützern auseinandersetzen, die unter anderem eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes fürchten. Dies war auch am Gotthard der Fall. Erst Ende 2018 hatte der Heimatschutz entschieden, auf eine Beschwerde zu verzichten (
energate berichtete).
Windenergie für Stromversorgungssicherheit im Winter
"Mit rund 100 Windparks mit je 5 bis 10 Anlagen könnte die Windenergie in der Schweiz bis 2050 rund 10 Prozent des Strombedarfs decken", erklärte Suisse-Eole-Geschäftsführer Reto Rigassi. Das entspreche rund 3.000 MW installierter Leistung. Damit würde die Schweiz ein Windenergie-Niveau erzielen, das einige angrenzende Regionen zum Teil schon heute erreicht haben. Mit dem Gotthard-Windpark und den anderen Windparks, die sich zurzeit in Planung oder bereits im Genehmigungsverfahren befinden, könnte die Windenergie zudem einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung im Winter leisten. "Windenergie ist dazu prädestiniert, um den Strommix in der Schweiz noch nachhaltiger zu gestalten, denn sie liefern den Löwenanteil der Energie im Winter, wenn Sonne- und Wasserkraft am wenigsten produzieren, der Bedarf aber am höchsten ist", so Rigassi. /ml