Bern (energate) - Am Abend des 9. Januar verleiht das Bundesamt für Energie (BFE) zum dreizehnten Mal den renommierten Energiepreis Watt d’Or für "Bestleistungen im Energiebereich". Die Gewinner sind bereits bekannt. Es sind dies die ZHAW gemeinsam mit der Schmid Hutter AG Winterthur und der Meyer Orchideen AG (Kategorie Energietechnologien), die Regio Energie Solothurn (Kategorie Erneuerbare Energien), die Viktor Meili AG und die Designwerk Products AG (Kategorie Energieeffiziente Mobilität) sowie die ETH Zürich (Kategorie Gebäude und Raum). Die energate-Redaktion stellt Ihnen die Siegerprojekte kurz vor. Auf der Website des BFE finden Sie detailliertere
Portraits der Watt d’Or Gewinner.
Ein thermochemisches Energieversorgungsnetz im Orchideen-Gewächshaus
Die Gewinner in der Kategorie Energietechnologien haben eine Anwendung eines thermochemischen Netzes im Orchideen-Gewächshaus erprobt. Doch was ist ein thermochemisches Netz überhaupt? Das Besondere an einem thermochemischen Netz ist, dass in ihm keine Energie, sondern ein chemisches Potenzial in Form einer konzentrierten Salzlösung transportiert wird. Diese kann an den Ort des Energiebedarfs transportiert werden. Erst dort wird die gewünschte Wärme oder Kälte produziert, indem die Salzlösung Feuchtigkeit aus der Luft absorbiert und so verdünnt wird. "Auf diese Weise können Abwärme oder erneuerbare Energie als chemisches Potenzial über eine beliebig lange Zeit gespeichert werden, ohne dass dabei Energie verloren geht", beschreibt das BFE "das Beste" an der Technologie. Im konkreten Fall wurde die Technologie dazu eingesetzt, um Orchideen punktgenau zu klimatisieren und um so Energie zu sparen. Künftig könnte jedoch die Anwendung in intelligenten Energienetzen auf lokaler und regionaler Ebene im Vordergrund stehen. Denn: Indem die Produktion von Wärme und Kälte zeitlich und örtlich getrennt von der Gewinnung des chemischen Potenzials stattfindet, können im thermochemischen Netz verschiedenste Akteure miteinander agieren.
Biologische Methanisierung mit Archaeen im Hybridwerk
Eine Auszeichnung für ihr Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien erhält Regio Energie Solothurn. Im solothurnischen Zuchwil betreibt das Stadtwerk seit längerem ein Hybridwerk. Das Hybridwerk war von Anfang an mit einem Elektrolyseur, mit dem aus Wasser und Solarstrom Wasserstoff hergestellt wird, einem Wasserstoffspeicher, einem Blockheizkraftwerk, einem Gasheizkessel und einem Wärmespeicher ausgestattet. Seit Anfang 2019 erprobte das Unternehmen dann erfolgreich den Prozess der biologischen Methanisierung (
energate berichtete). Hierbei wandeln Kleinstlebewesen, sogenannte Archaeen, Wasserstoff und CO2 in Biomethan um. Dieses kann besser als Wasserstoff im Erdgasnetz gespeichert werden. Folglich bezeichnet das BFE das Hybridwerk als "Praxislabor, in dem die Verknüpfung der Strom-, Gas- und Wärmenetze, die sogenannte Sektorkopplung, gelingt".
Elektrische Kommunalfahrzeuge und ein E-Lastwagen
In der Kategorie energieeffiziente Mobilität gibt es dieses Jahr zwei Gewinner. Einer davon ist der Familienbetrieb Viktor Meili AG mit seinen elektrischen Kommunalfahrzeugen. Laut BFE sind die E-Fahrzeuge mindestens so leistungsfähig wie ihre Diesel-Cousins und haben pro Batterieladung eine lange Einsatzdauer - selbst im Winter soll sie für 8 bis 10 Stunden reichen. Ebenfalls für ein E-Fahrzeug ausgezeichnet wurde die Firma Designwerk Products AG. Sie entwickelte in einem dreijährigen Leuchtturmprojekt den 26-Tonnen-Elektrolastwagen Futuricum Collect 26E. Laut BFE ist er zwar noch rund doppelt so teuer wie Dieselmodelle, aber im Betrieb um 80 Prozent günstiger.
Anergienetz auf dem Campus Hönggerberg der ETH Zürich
Für einen Watt d’Or gereicht hat es auch für die ETH Zürich und ihr 2012 in Betrieb genommenes Anergienetz auf dem Campus Hönggerberg. Das Anergienetz ist dabei ein Niedertemperaturverteilnetz, gefüllt mit gewöhnlichem Wasser, das nie kälter als 4 Grad Celsius und nie wärmer als 22 Grad Celsius wird. Der Vorteil: Die Rohre müssen nicht isoliert werden und haben eine sehr lange Lebensdauer. Auf dem Campus Hönggerberg dient das Anergienetz dazu, Energie aus mehreren rund 200 Meter tiefen Erdsondenfelder bedarfsgerecht über das Gelände zu verteilen. Die Erdsondenfelder werden dabei als "dynamisches" Speichersystem genutzt. Mit ihnen wird Abwärme aus dem Sommer für den Winter gespeichert, im Sommer wiederum dienen die ausgekühlten Speicher zum Kühlen der Gebäude. /mg