Synthetische Treibstoffe wie hier von dieser Mini-Raffinerie auf dem Dach der ETH Zürich sollten im EnG unbedingt berücksichtigt werden, finden die Akademien der Wissenschaften Schweiz. (Foto: ETH)
Olten (energate) - Vertretern aus der Wissenschaft fehlt im Gesetzesentwurf zur Revision des Energiegesetzes (EnG) eine Dekarbonisierungsstrategie. Das geht aus den Stellungnahmen zum EnG der Akademien der Wissenschaften Schweiz und des ETH-Rates hervor. So schreiben die Akademien, eine umfassendere Revision des Energiegesetzes auf der Basis einer grundlegenden Strategie zur Dekarbonisierung des Energiesystems sei unumgänglich. Die vorgesehene Revision enthalte nur punktuelle Anpassungen. Zwar sei erwähnt, dass der Einsatz von Wärmepumpen und der Ausbau der Elektromobilität den Elektrizitätsbedarf erhöhen würden. Doch der zusätzliche Bedarf für Technologien wie die Herstellung synthetischer Treibstoffe etwa oder die CO2-Entfernung aus der Luft würden nicht in Betracht gezogen, kritisieren die Akademien.
Zudem fehlten die Ziele auf der Verbrauchsseite. Diese müssten mindestens auf gleicher Stufe wie die Ausbauziele angepasst werden, da sie durch die gegenwärtige Entwicklung längst überholt seien. Überhaupt möchten die Akademien zusätzlich zu den allgemeinen Zielen für 2035 und 2050 weitere Zwischenziele setzen, etwa alle fünf bis zehn Jahre, beispielsweise für den Ausbau der erneuerbaren Energien und/oder spezifisch der Photovoltaik. Doch es fehle eine langfristige Strategie für die Elektrizitätsversorgung aus erneuerbaren Energien. Die Massnahmen für die Elektrizitätsversorgung im Winter sind zudem nach Ansicht der Akademien unzureichend.
ETH-Rat will Förderung auch für Speicherlösungen
Auch der ETH-Rat vermisst eine Gesamtstrategie zur Dekarbonisierung. Zudem beruhten die genannten Ziele auf Szenarien, die 2013 im Rahmen der Energiestrategie ausgearbeitet worden seien. "Die genannten Ziele erlauben keine klimaneutrale Schweiz", so das Fazit des Rates. Es sei deshalb wichtig, dass die Gesetzesvorlage den neuesten Erkenntnissen angepasst würde. In diesem Zusammenhang fordert der ETH-Rat verbindliche Zwischenziele in allen Sektoren, also Stromversorgung, Mobilität, Industrie und Wärme. Die verschiedenen Sektoren und deren Kopplung seien in der Gesetzesrevision zu wenig berücksichtigt. Dasselbe gelte für den Ausbau von lokalen Speichern.
Überhaupt fehlt dem ETH-Rat die Förderung von Speicherlösungen im Gesetzesentwurf. "Würde eine solche Förderung verbindlich in Aussicht gestellt, würde die Industrie vermehrt in Entwicklung und Einführung neuer Speicherlösungen investieren", argumentiert der Rat. Auch für die Produktion von chemischen Energieträgern wie Wasserstoff, Methan oder flüssig-chemischen Treibstoffen via Power-to-X-Verfahren gebe es keinen Anreiz. "Dies wäre von Bedeutung für die Bereitstellung erneuerbarer Treibstoffe im Langstrecken-, Flug- und Schwerlastverkehr", argumentiert der Rat. Zudem würden die saisonale Speicherung gestärkt und die Auswirkungen der erwarteten Winterstromlücke reduziert. Was die Winterstromproduktion angeht, beantragt der Rat eine höhere Vergütung. /ms
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