Rotterdam (energate) - Der Rotterdamer Hafen hat eine weitere Absichtserklärung zum Import von grünem Wasserstoff unterzeichnet. Partner ist die nationale Energiegesellschaft Islands, Landsvirkjun, teilten der isländische Energieversorger und der Hafenbetrieb Rotterdam mit. Die beiden Parteien verabredeten eine gemeinsame Machbarkeitsstudie für Wasserstofflieferungen von Island nach Rotterdam und einen gegenseitigen Wissensaustausch mit dem Ziel, neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeit rund ums Thema Wasserstoff auszuloten.
Wasserstoff wird die Bedeutung von Öl übernehmen
Der Rotterdamer Hafen arbeitet daran, die zentrale Importdrehscheibe für Wasserstoff in Europa zu werden. Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam, ist überzeugt, dass "Nordwesteuropa grosse Mengen an grünem Wasserstoff importieren muss, um CO2-neutral zu werden". Im Auftrag der niederländischen Regierung identifiziert der Hafenbetrieb daher zukünftige Quellen für grünen Wasserstoff. "Wir erwarten, dass Wasserstoff die Stellung einnehmen wird, die Öl heute innehat, und zwar sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff für die Industrie", so Castelein. "Wir untersuchen daher Möglichkeiten, Wasserstoff aus Ländern zu importieren, die das Potenzial haben, grosse Mengen zu einem wettbewerbsfähigen Preis zu produzieren." Eine erste Absichtserklärung hatten im September die Regierungen der Niederlande und Portugals unterzeichnet. Dabei ging es um Seetransporte aus dem grossangelegten Wasserstoff-Cluster im portugiesischen Hafen Sines (
energate berichtete).
Aus Sicht der Hafengesellschaft ist auch Island in der Lage, grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen. Hier untersucht der Energieversorger Landsvirkjun derzeit Möglichkeiten, am Wasserkraftwerk Ljosifoss eine Wasserstoffproduktion per Elektrolyse aufzubauen. Die Anlage aus dem Jahr 1937 liegt rund 70 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik entfernt und ist das älteste Wasserkraftwerk des Landes. Die Elektrolyseeinheit soll in einem bestehenden Gebäude untergebracht werden, das eine Kapazität von bis zu 10 MW erlauben würde. Damit reiche die Produktion aus, um zum Beispiel den gesamten öffentlichen Verkehr im Raum Reykjavik mit Energie zu versorgen, rechnet das Unternehmen vor.
Exportmöglichkeit für grüne Energie aus Island
Wasserstoff sei einer der Energieträger der Zukunft und als Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels eine attraktive Option, sagte Hordur Arnarson, CEO von Landsvirkjun. Und er eröffne dem Land neue Optionen: "Durch den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger können wir unsere isländische grüne und erneuerbare Energie auf das europäische Festland exportieren." Der Markt für grünen Wasserstoff in Europa werde in den kommenden Jahren beträchtlich wachsen. Dank der Zusammenarbeit mit Rotterdam könne das Unternehmen von Anfang an die Entwicklung beobachten und an ihr mitwirken. /tc