Bern (energate) - Ein Elektroauto mag in der Anschaffung zwar teurer sein als ein vergleichbares Fahrzeug mit Benzinantrieb. Im Betrieb ist es aber meist günstiger, sodass es mit Blick auf den gesamtem Lebenszyklus preiswerter als der Benziner sein kann. Das hat die Initiative Vorbild Energie und Klima des Bundesamtes für Energie (BFE) ermittelt. Die Initiative benutzte dazu ein Instrument, mit dem Beschaffungsverantwortliche die Lebenszykluskosten verschiedener Warengruppen mit wenig Aufwand berechnen könnten, wie es heisst.
Bei der Beschaffung neuer Ware gelte es, nebst Kosteneffizienz auch ökologische Ansprüche zu erfüllen. Lebenszykluskosten, oder auch Life-Cycle-Costs (LCC), hätten sich in Zeiten verantwortungsvoller Beschaffung als Messgrösse etabliert. Gemäss der Revision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) sind Bund und bundesnahe Unternehmen ab 2021 verpflichtet, bei der Beschaffung Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, unter anderem durch die Betrachtung der LCC eines Produktes. Herkömmlich umfassen LCC die Anfangsinvestition, jährlich anfallende Kosten wie Unterhalt oder Versicherungen, Kosten und Nutzen durch Risiken und Chancen sowie am Ende des Lebenszyklus die Kosten für die Entsorgung.
Tool monetarisiert Schäden
Das vorliegende Tool gehe aber einen Schritt weiter, wie die Initiative erklärt: Es berücksichtige zusätzlich sogenannte Umweltkosten. Konkret sind dies Schäden, die durch Treibhausgasemissionen zu Lasten der Umwelt gehen. Sie können bei der Produktion, Nutzung und Entsorgung des beschafften Gutes entstehen. "Um diese Schäden als Kosten in den LCC zu berücksichtigen, müssen sie monetarisiert werden", heisst es. Den Schäden muss also ein finanzieller Wert zugeordnet werden. Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE hat sich diesem Problem in einer
Studie angenommen. Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass eine Tonne CO2 heute mit 121.50 Franken gewichtet werden kann.
Das LCC-Tool nutzt dieses Mass und zusätzlich die sogenannten Umweltbelastungspunkte (UBP). Dieses international gängige Prinzip beruht auf der Methode der ökologischen Knappheit und orientiert sich an vom Staat definierten Umweltzielen. Dadurch können CO2-Emissionen heute im LCC-Tool berücksichtigt werden. Zwar gäbe es weitere Umweltkosten wie Lärm- und Bodenbelastung oder Landverbrauch sowie soziale Kosten. Hier sei die Monetarisierung aber noch schwieriger und die Wissenschaft noch am Anfang ihrer Forschung.
Elektroautos sind nicht in jedem Fall preiswerter
Der Vergleich zwischen Benzin- und Elektroauto bedeute jedoch nicht, dass ein Elektrofahrzeug in jedem Fall die preisgünstigere Option sei, halten die Entwickler des LCC-Tools fest. Je nach Situation kann auch ein Benziner auf Lebenszeit günstiger sein. Und: Das Tool gibt auch in einer Grafik an, wie lange die verglichenen Varianten genutzt werden müssen, bis die eine günstiger als die andere wird. /ms