Düsseldorf (energate) - In Nordrhein-Westfalen soll in den kommenden Jahren eine Wasserstoffwirtschaft entstehen. Geplant sind etwa Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von bis zu 3.000 MW. Das geht aus der Wasserstoff-Roadmap der Landesregierung hervor, die am 9. November vorgestellt wurde. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Einsatz von CO2-freiem Wasserstoff in der Industrie. So soll etwa in Duisburg die erste Stahlproduktion auf Basis von Wasserstoff entstehen. Geplant ist zudem eine Raffinerie zur Herstellung von synthetischem Kraftstoff sowie ein klimaneutrale Zementproduktion. "Wasserstoff bietet uns riesige Chancen auf dem Weg zu einer grünen und modernen Industrie", betonte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Durch den Wasserstoffeinsatz liessen sich bis zu ein Drittel aller Emissionen einsparen.
Die Landesregierung hofft nicht zuletzt auch auf neue Arbeitsplätze. Wirtschaftsminister Pinkwart geht von bis zu 130.000 neuen Stellen aus. NRW-Unternehmen hatten vor kurzem eine Liste mit verschiedenen Projekten vorgestellt, die den Markthochlauf von Wasserstoff in dem Bundesland voranbringen sollen. Das Investitionsvolumen liegt bei vier Mrd. Euro (
energate berichtete). Im Verkehrssektor sollen laut der Roadmap bis 2025 rund 400 Brennstoffzellen-LKW auf die Strasse gelangen. Insgesamt 60 weitere Wasserstofftankstellen sind geplant. Auch der öffentliche Nahverkehr soll sich beteiligen: die Landesstrategie kalkuliert mit 500 Wasserstoffbussen bis 2030. Allein 140 Busse und 200 LKW mit Wasserstoffantrieb sieht das kürzlich von der Landesregierung gekürte Modellprojekt "DüsselRheinWupper" vor (
energate berichtete).
Bundesregierung soll Regulierung anpassen
Im Energiesektor plant das Land NRW den Aufbau von Elektrolysekapazitäten im Umfang von 1.000 bis 3.000 MW bis 2030. Zum Vergleich: Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung gibt als Ziel für diesen Zeitraum 5.000 MW vor. Ausbauen will die schwarz-gelbe Koalition in Düsseldorf auch die Infrastruktur. 240 Kilometer an Wasserstoffleitungen sollen an Rhein und Ruhr bis 2030 entstehen. Wirtschaftsminister Pinkwart sieht hier die Bundesregierung in der Pflicht, für den entsprechenden regulatorischen Rahmen zu sorgen. "Der Aufbau eines Wasserstofftransportnetzes muss zügig in den Regulierungsbereich des Energiewirtschaftsgesetzes aufgenommen werden" forderte er. Am 6. November hatte der Bundesrat bereits Beschlüsse gefasst, die die Regierung zu entsprechenden Reformen des EnWG und der GasNZV auffordert (
energate berichtete).
Weiterentwickeln will die Landesregierung zudem Erdgasspeicher, damit diese künftig auch Wasserstoff einspeichern. Die bestehenden Lagerstätten im Land böten hier gut Voraussetzungen, auch um für Zeiten ohne Erneuerbaren-Erzeugung (Dunkelflauten) vorzusorgen. In Nordrhein-Westfalen liegt etwa der Kavernenspeicher Epe, zu dessen Betreiber Uniper, Vattenfall und Trianel gehören.
Fördermittel im Blick
Bei der Finanzierung setzt die Landesregierung vor allem auf die EU und die Bundesregierung. Das Massnahmenportfolio umfasse unter anderem die Aufstockung verschiedener EU-Fonds und Förderinstrumente, Quoten- und Vorrangregelungen, Carbon Contracts for Difference (CCfD) heisst es in dem Dokument. Auch will die Landesregierung ein Important Project of Common European Interest (IPCEI) nach NRW holen, um die Wasserstofftechnologie voranzubringen.
Die Initiative Erdgasspeicher (Ines) begrüsste die NRW-Wasserstoff Roadmap. "Da nur Gasspeicher saubere Energien in grossen Mengen und über längere Zeiträume speichern können, ist es wichtig, dass dieser Aspekt im Rahmen der Energiewende mitgedacht wird", betonte Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke. Der Erneuerbarenverband LEE NRW kritisierte dagegen, dass die Landesregierung vor allem auf Importe von Wasserstoff setze und der Produktion aus erneuerbaren Energien vor Ort keine Priorität einräume. Eine Studie des Verbandes hatte kürzlich gezeigt, dass die Herstellung von grünem Wasserstoff in Deutschland nicht zwangsläufig teurer ist (
energate berichtete). /kw