Der Klimawandel verändert laut Bericht auch die Produktionsbedingungen für die Wasserkraft. (Foto: Alpiq)
Bern (energate) - Der Klimawandel wirkt sich laut einem aktuellen Bericht ("Klimawandel in der Schweiz") auf die Schweiz besonders stark aus. Hierzulande habe sich die Durchschnittstemperatur seit der vorindustriellen Zeit um rund 2 Grad Celsius erhöht - und damit gut doppelt so viel wie im weltweiten Durchschnitt, teilte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) mit. Es hatte die Studie gemeinsam mit Meteo Schweiz unter dem Dach des National Centre for Climate Services (NCCS) erarbeitet.
Nehme der weltweite Treibhausgasausstoss weiterhin zu, könnte die Durchschnittstemperatur in der Schweiz bis 2100 um 4,8 bis 6,9 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau ansteigen. "Mit konsequentem Klimaschutz liessen sich hingegen bis im Jahr 2100 zwei Drittel der möglichen Auswirkungen auf das Klima der Schweiz vermeiden und die durchschnittliche Erwärmung auf 2,1 bis 3,4 Grad Celsius begrenzen", heisst es im Bericht. Die vom Parlament in der Herbstsession 2020 gutgeheissene Totalrevision des CO2-Gesetzes sei eine Voraussetzung dafür, dass die Schweiz das Ziel von Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 erreichen könne.
Das Bafu und Meteo Schweiz weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass aufgrund der Trägheit des Klimasystems der Klimawandel selbst bei sofortigem Stopp der Treibhausgasemissionen weiter voranschreiten werde. Gemäss der zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls strebt die Schweiz bis 2020 eine Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen um 20 Prozent gegenüber 1990 an. "Die aktuellsten verfügbaren Daten des nationalen Treibhausgasinventars für das Jahr 2018 zeigen allerdings, dass sie beim Erreichen dieses Ziels zu scheitern droht", steht weiter im Bericht. Wolle die Schweiz ihre Klimaziele erreichen, müsse sie ihre Bemühungen deutlich verstärken.
Auswirkungen auf Energieproduktion und -verbrauch
In dem Bericht gehen Bafu und Meteo Schweiz auch darauf ein, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Energieproduktion und den Energieverbrauch haben. Veränderungen der Niederschlagsverteilung, die Intensivierung von extremen Wetterereignissen, oder auch die Gletscherschmelze zählen laut Bericht zu den Faktoren, die die Wasserkraftproduktion beeinträchtigen können. Im Winter dürfte die Wasserkraftproduktion gesteigert werden, im Sommer hingegen könnte die Produktion aufgrund von Trockenheit abnehmen. Häufigere und intensivere Naturereignisse, insbesondere Massenbewegungen, könnten zudem gewisse Transportleitungen für Strom und Gas gefährden. Hinzu komme, dass Infrastrukturen für Produktion und Transport der Energie, die die Schweiz aus dem Ausland importiere, ebenfalls den Folgen des Klimawandels ausgesetzt seien.
Aufgrund der Witterung ging der Endenergieverbrauch gemäss Bericht zwischen 2000 und 2018 über alle Energieträger um 13,6 PJ zurück. Dies entspricht einem Rückgang von 1,6 Prozent des Energieverbrauchs seit dem Jahr 2000. Die Erhöhung der Durchschnittstemperatur und die damit verbundene Häufung von milden Wintern würden dazu führen, dass der winterliche Heizenergieverbrauch weiter abnehme. An Klimastationen aller Landesteile sei ein starker Rückgang der Heiztage festzustellen. Dieser betrage durchschnittlich sechs Tage pro Dekade beziehungsweise minus 16,6 Prozent für die Periode 1961 bis 2019. "Für den Sommer ist andererseits damit zu rechnen, dass die steigenden Durchschnittstemperaturen einen höheren Kühlenergieverbrauch nach sich ziehen", heisst es weiter. Die Entwicklung der Kühltage zeige eine stark zunehmende Tendenz von 6,8 Tagen pro Dekade oder plus 93 Prozent in der Periode 1961 bis 2019. /df
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