Altdorf (energate) - Im Kanton Uri zeigt das Schutz- und Nutzungskonzept Erneuerbare Energien (SNEE) seit 2013 auf, wo zukünftig Anlagen für die Förderung der erneuerbaren Energien Wasser, Wind und Sonne erstellt werden können und wo Landschaften und Fliessgewässer ungeschmälert erhalten bleiben sollen. energate hat mit Roger Nager, dem Urner Baudirektor, über das Konzept gesprochen. Ein Hintergrundbericht.
Entstanden ist das SNNE vor dem Hintergrund der Einführung der kostendeckenden Einspeisevergütung KEV. Im Kanton Uri erwartete man damals eine "Flut von Einzelgesuchen" - eine Befürchtung, die dann auch eintrat, wie der Baudirektor gegenüber energate sagt. Um Interessenskonflikten zwischen dem Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Natur- und Landschaftsschutz beziehungsweise dem Gewässerschutz vorzubeugen, strebte der Kanton Uri deshalb eine Gesamtsicht an. Entsprechend legte man gemeinsam mit den Gewässereigentümern und den Umweltverbänden fest, wo zukünftig den Erneuerbaren und wo der Natur Vortritt gewährt werden soll. "Das brachte den Investoren Planungssicherheit, gleichzeitig aber auch Sicherheiten für den Schutz der Umwelt", reflektiert Nager heute. Entscheidend sei gewesen, dass man keine Einzelschritte unternommen, sondern früh integral geplant habe. "Entscheidend war, dass die Gewässer- und Landeigentümer an einem Strick zogen", so der Baudirektor weiter.
Ziele der Urner Gesamtenergiestrategie in Reichweite
Laut Nager hat sich das SNEE als Instrument bewährt. "Mit der Vergabe von zahlreichen Wasserrechtskonzessionen waren wir beim Ausbau der Kleinwasserkraft bis 10 Megawatt in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. Wir sind auf dem besten Weg dazu, unsere Ziele aus der Urner Gesamtenergiestrategie zu erreichen", so Nager. Der Kanton Uri hatte sich 2008 das Ziel gesetzt, seine Stromproduktion aus Wasserkraft bis 2020 um 10 Prozent oder rund 150 Mio. kWh zu steigern. Dabei visierte man 50 Mio. kWh durch den Ausbau und die Erneuerung bestehender Werke und 100 Mio. kWh durch Mehrproduktion von Kleinkraftwerken an.
"Die Gesamtsicht ist der Einzelplanung vorzuziehen"
Auf die Frage, ob sich das "Urner Erfolgsmodell" auch auf andere Kantone übertragen lassen könnte, zeigte sich der Urner Baudirektor zurückhaltend. "Ich denke, es ist zwingend, die Eigentumsverhältnisse zu beachten", erklärt Nager. Er macht dabei darauf aufmerksam, dass es im Kanton Uri neben dem Kanton nur die Korporationen Uri und Ursern als Gewässereigentümer gebe. In den Kantonen Wallis oder Graubünden seien hingegen die Gemeinden Gewässereigentümer, womit viel mehr Akteure mitreden würden. "Es wäre wohl vermessen zu sagen, dass man unser SNEE 1 zu 1 übernehmen könnte", folgerte Nager. Wichtig sei aus seiner Sicht, dass man früh einen Ausgleich zwischen den Partnern anstrebe. "Es darf nicht einseitige Gewinner geben", so der Baudirektor.
"Eigentümer einbinden und früh den Ausgleich thematisieren", das empfiehlt Nager denn auch für den Fall, dass die kürzlich von der Energiekommission des Nationalrats (Urek-N) im Parlament eingereichte Motion "Erhöhung der Planungssicherheit für Projekte und Anlagen von nationalem Interesse zur Nutzung erneuerbarer Energien" angenommen wird. Die Motion sieht eine schweizweite Positivplanung für Erneuerbare-Energien-Projekte für Anlagen gemäss Art. 12 Energiegesetz vor und verfolgt daher einen ähnlichen Ansatz wie der Kanton Uri mit seinem SNEE. Die Frage, ob die Motion den Ausbau der erneuerbaren Energien auch schweizweit voranbringen könnte, wollte der Urner Baudirektor trotzdem nicht beantworten. Das stehe dem Kanton Uri nicht zu, sagte Nager. Er sagte nur so viel: "Auch hier gilt: Die Gesamtsicht ist der Einzelplanung vorzuziehen. So erreicht man auch, dass sich Wind, Solar und Wasser nicht gegenseitig ausspielen." /mg