Bonn (energate) - Die Bundesnetzagentur hat die Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunde für den Steinkohleausstieg bekannt gegeben. Bereits im kommenden Jahr könnten demnach unter anderem das Kraftwerk Moorburg von Vattenfall, das erst 2015 in Betrieb gegangen war, das Kraftwerk Heyden von Uniper sowie die Kraftwerke Westfalen und Ibbenbüren von RWE abgeschaltet werden. Die Zuschlagssummen lagen dabei teilweise deutlich unter den möglichen Maximalgeboten von 165.000 Euro/MW. Insgesamt summieren sich die Zuschläge auf rund 317 Mio. Euro.
Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, erhielten elf Gebote einen Zuschlag, insgesamt sollen so Steinkohleanlagen mit einer Leistung von 4.700 MW vom Netz gehen. Die Abschaltauktionen für die Steinkohle hatte die Bundesregierung mit dem Kohleausstiegsgesetz beschlossen (
energate berichtete). Die Gebote waren zum 1. September bei der Behörde eingegangen (
energate berichtete). Erst am 25. November hatte die EU-Kommission das Verfahren für den Steinkohleausstieg genehmigt (
energate berichtete). Bei der Braunkohle, bei der fixe Entschädigungen vorgesehen sind, wird es dagegen ein Prüfverfahren in Brüssel geben.
Erwartungsgemäss erhielt Vattenfall für die beiden Blöcke des Kraftwerks Moorburg (Hamburg) mit zusammen 1.600 MW einen Zuschlag. Der Betreiber hatte bereits angekündigt, die vor nicht einmal sechs Jahren ans Netz gegangene Anlage stilllegen zu wollen (
energate berichtete). Ebenfalls für eine grössere Erzeugungsleistung einen Zuschlag erhielt der Energiekonzern RWE und zwar für das Kraftwerk Westfalen (Hamm), das ebenfalls erst vor wenigen Jahren ans Netz gegangen war, sowie für die Steinkohleanlage Ibbenbüren mit zusammen ebenfalls knapp 1.600 MW Leistung. Der grösste einzelne Block, der einen Zuschlag erhielt, ist das nordrhein-westfälische Kraftwerk Heyden des Energiekonzerns Uniper mit einer Leistung von 875 MW. Der Betreiber Steag hat sein Kraftwerk Walsum 9 erfolgreich in die Auktion gebracht, die Anlage in Duisburg hat eine Leistung von 375 MW. Das Unternehmen hatte zuvor noch eine Klage gegen das Verfahren eingereicht, war damit aber gescheitert (
energate berichtete). Auch das Steinkohlekraftwerk in Bremen des Betreibers SWB mit rund 300 MW erhielt nun einen Zuschlag.
Steinkohlekraftwerke in Süddeutschland konnten sich nicht an der ersten Auktionsrunde beteiligen. Dies ist erst in den späteren Runden möglich. Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, bewertete die Ergebnisse der Ausschreibungen positiv, da sich deutlich mehr Betreiber beteiligt hätten, als Zuschläge möglich waren. Alle Gebote waren dabei gültig, teilte die Behörde mit. Die genaue Zahl der insgesamt eingegangenen Gebote machte die Behörde nicht öffentlich.
Zuschläge unter Maximalhöhe
Auffällig ist, dass die Abschaltprämien deutlich geringer ausfallen als möglich. Einen Zuschlag zum gesetzlichen Maximalgebot für die erste Runde von 165.000 Euro pro MW gab es gar nicht. Der höchste Zuschlag lag bei 150.000 Euro/MW, der niedrigste nur bei rund 6.000 Euro/MW. Ein Grund dürfte sein, dass einige Betreiber wie Uniper, Vattenfall oder RWE schon vorher erklärt hatten, ihre Anlagen abschalten zu wollen, die Ausschreibungsauktionen also nur eine Art Zubrot darstellten. Sie dürften mit eher geringen Geboten in die Auktion gegangen sein. Der durchschnittliche Zuschlagswert lag nach Angaben der Behörde bei 66.000 Euro/MW. Mit insgesamt 317 Mio. Euro Entschädigungen fällt nur rund die Hälfte der Zahlungen an, die maximal möglich gewesen wären. Die Auktionen liefen dabei nach dem pay-as-bid-Verfahren, die erfolgreichen Bieter erhalten die Summe, die sie geboten haben. Allein 216 Mio. Euro erhält nach eigenen Angaben der Betreiber RWE.
Da die Gebotsmenge die mögliche Zuschlagsmenge in der ersten Auktionsrunde überschritten hat, orientierte sich die Bundesnetzagentur bei der Ermittlung an einer Kennziffer. Diese ergibt sich aus dem Gebotswert, geteilt durch die durchschnittlichen jährlichen historischen Kohlendioxidemissionen pro MW Nettonennleistung der Steinkohleanlage (
energate berichtete). Auf diese Weise erhalten Steinkohleanlagen mit einem hohen Kohlendioxidausstoss bei gleicher Gebotshöhe zuerst einen Zuschlag. Das Vorgehen führte auch dazu, dass in dieser Runde 4.700 MW statt der geplanten 4.000 MW einen Zuschlag erhielten. Der Grund ist, dass das Gebot mit der Kennziffer, durch dessen Bezuschlagung das Ausschreibungsvolumen erstmals überschritten wird, noch einen Zuschlag erhielt, wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Die nicht bezuschlagten Gebote werden nicht veröffentlicht.
Übertragungsnetzbetreiber prüfen vor Stilllegung
Die erfolgreichen Bieter dürfen den Strom aus den jeweiligen Anlagen nun ab Januar 2021 nicht mehr vermarkten. Vor dem endgültigen Abschalten prüfen die Übertragungsnetzbetreiber, ob einzelne Anlagen Systemrelevanz haben und in die Netzreserve überführt werden müssen. Die Stilllegung erfolgt ansonsten zum 1. Juli 2021. Bis 2026 sind weitere Ausschreibungsrunden für das Abschalten der Steinkohleanlagen vorgesehen. Der nächste Gebotstermin ist der 4. Januar 2021, teilte die Bundesnetzagentur mit. /kw