Führungspersönlichkeiten ziehen Jahresbilanz
Leuenberger: "Die Energiebranche hat in diesem Jahr eine wichtige Bewährungsprobe bestanden"
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Der Energiebranche konnte dieses Jahr trotz Corona die Stromversorgung garantieren. Unter anderem darauf geht Roland Leuenberger, CEO der Repower AG, in seinem Jahresrückblick ein. (Foto: Repower AG)
Olten (energate) - Zum Jahresabschluss hat energate wie jedes Jahr Führungspersönlichkeiten aus der Energiebranche um ein Fazit zum Energiejahr gebeten. Heute ziehen Ronny Kaufmann (CEO Swisspower AG), Christoph Brand (CEO Axpo), Jens Alder (Executive Chairman Alpiq Holding AG), Jacques Mauron (Generaldirektor Groupe E) und Roland Leuenberger (CEO Repower) ihre persönliche Jahresbilanz. Weitere Statements folgen am 29. und 30. Dezember.
Das Jahr 2020 hat gezeigt, dass wir uns auch in Krisensituationen auf eine zuverlässige Versorgung mit Strom, Trinkwasser, Gas, Wärme und Telekommunikation verlassen können. Als die ganze Schweiz im Frühling im Lockdown war, hielten die Stadtwerke den Alltag in unseren eigenen vier Wänden am Laufen. Gleichzeitig passten sie ihren Betrieb in kürzester Zeit an die neue Situation an, führten getrennte Teams und andere Sicherheitsmassnahmen sowie Home-Office und digitale Kommunikationstools ein.
Mit Blick auf die grossen Herausforderungen im Energiesektor sind für mich zwei Erkenntnisse aus diesem Pandemiejahr wichtig. Erstens: Der Transport ist ein Schlüssel für die Energiewende. Weil wir alle viel weniger reisen, sind die CO2-Emissionen 2020 weltweit gesunken. Unser Bedürfnis nach Mobilität ist aber nicht verschwunden, und auf internationale Logistikketten sind wir nach wie vor angewiesen. Deshalb brauchen wir dringend Lösungen für einen klimaneutralen Transportsektor. Zweitens: Die Digitalisierung hat enormes Potenzial in der Energiebranche. Damit steigt aber auch unsere Verwundbarkeit gegenüber Cyberkriminalität. Wir müssen jetzt in die Prävention investieren.
Axpo erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 ein sehr gutes Ergebnis und trug mit einem jederzeit einwandfreien Betrieb von Produktion und Netzen zur Stabilität in der Coronakrise bei. Die intelligente Vernetzung von Produktion, Handel und Kundengeschäft hat sich auch in einem sehr anspruchsvollen Umfeld bewährt. In Zukunft wollen wir uns noch mehr auf diese Stärken fokussieren. Die erneuerbaren Energien werden auch weiterhin einer der wichtigsten Pfeiler der Axpo-Strategie sein. Nur mit deren Ausbau kann der Übergang in eine CO2-freie Energiezukunft gelingen. Neben Wasserkraft, Wind- und Solarenergie werden künftig auch Batteriespeicher und der Energieträger Wasserstoff eine bedeutendere Rolle spielen.
Es ist aber leider auch Fakt, dass in der Schweiz die Rahmenbedingungen für grössere Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien nach wie vor ungenügend sind. Hier stellen wir eine Dissonanz zwischen politischen und wirtschaftlichen Realitäten fest. Um auch in der Schweiz das Potenzial der erneuerbaren Energien gerade im Hinblick auf die sich abzeichnende Winterknappheit besser ausschöpfen zu können, braucht es klare Anreize für Investoren. Die Instrumente der Revision des Energiegesetzes haben das Potenzial, diese Lücke teilweise zu schliessen, sofern nicht primär vom politisch knapp Machbaren, sondern vom betriebswirtschaftlich und energietechnisch Notwendigen her gedacht wird.
Eine zuverlässige Stromproduktion ist zentral für die Versorgungssicherheit. Alpiq reagierte im Coronajahr 2020 im Rahmen ihres Business Continuity Managements sehr früh auf die Covid-19-Pandemie, betrieb alle Kraftwerke störungsfrei und agierte auf den internationalen Energiemärkten jederzeit ohne Einschränkungen. Dafür gebührt allen unseren Mitarbeitenden grosser Dank. Vor den negativen Auswirkungen der Pandemie waren wir gut geschützt und konnten zahlreiche Opportunitäten auf den internationalen Energiemärkten nutzen. Das Alpiq-Geschäftsmodell erwies sich auch unter den schwierigen Bedingungen als robust.
Für Alpiq war 2020 aber auch ein Jahr der strategischen Neuausrichtung. Alpiq verfolgt ein nachhaltiges, finanziell solides und risikoadjustiertes Energiegeschäft, um damit zu einem besseren Klimaschutz und zu einer Stärkung der Versorgungssicherheit in der Schweiz und ihrer Kunden in den europäischen Märkten beizutragen. Den Schweizer Strommarkt sehe ich heute noch nicht ausreichend gerüstet für Europa. Wir brauchen dringend das europäische Stromabkommen, insbesondere um die Flexibilitäten der klimafreundlichen Schweizer Wasserkraft optimal einsetzen zu können.
Seit vielen Jahren steigert Groupe E kontinuierlich in allen Tätigkeitsbereichen ihre Effizienz. Tagtäglich trägt das Unternehmen zur Umsetzung der Energiewende bei. Die proaktiven Massnahmen von Groupe E sind fester Bestandteil der Unternehmenskultur und wirken sich auch in Bezug auf die Energiestrategie 2050 aus. Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung sind seit jeher umfassend in das Tagesgeschäft von Groupe E integriert. Dank solidem Knowhow und innovativen Lösungen ist unser Unternehmen ein wichtiger Spieler hinsichtlich der neuen Klimaziele der Schweiz. Ein Beispiel hierfür ist die Gründung der neuen Swiss H2 Generation, welche grünen Wasserstoff für die Mobilität, die Industrie und die Speicherung erneuerbarer Energie produzieren wird. Ebenfalls wichtig ist der Ausbau der Expertise für globale Energielösungen, den wir forciert vorantreiben.
Im Bereich Solarenergie speisen 10.000 Photovoltaikanlagen - die grösste Anzahl in der ganzen Schweiz - ihre Stromproduktion in das Netz von Groupe E ein. Zudem betreibt Groupe E in der Westschweiz rund 50 Fernheiznetze, und auch diese Rekordzahl steigt kontinuierlich. Unser Hauptbeitrag im gerade begonnenen Jahrzehnt wird die Senkung der CO2-Belastung durch unsere globalen Energielösungen sein. Groupe E ist fest entschlossen, sich dieser Herausforderung zu stellen und beteiligt sich am Aufbau der Schweiz von morgen. Trotz der Pandemie, die unser persönliches und berufliches Leben beeinträchtigt, wird unsere Entschlossenheit, den Kurs zu halten, nicht schwächer.
Die Energiebranche hat in diesem Jahr eine wichtige Bewährungsprobe bestanden. Es galt, als Betreiberin kritischer Infrastrukturen auch während einer Pandemie die Stromversorgung zu garantieren. Repower war aufgrund ihres Italiengeschäfts, der vielen Grenzgänger und einer Grossbaustelle in Mendrisio sehr früh direkt betroffen und stellte sich frühzeitig und erfolgreich auf diese Ausnahmesituation ein. Deshalb war auch die Versorgungssicherheit zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Im Sommer konnte Repower trotz Coronaeinschränkungen die Gesamterneuerung des Wasserkraftwerks Robbia starten und damit einen wichtigen Beitrag zu einer erneuerbaren Energiezukunft leisten. In den nächsten Jahren wird ein dreistelliger Millionenbetrag in der Valposchiavo investiert, um die Produktionsinfrastruktur vor Ort für die nächste Generation fit zu machen. Neben dem Erhalt der bestehenden Wasserkraftwerke ist auch der Ausbau dieser Produktionsmethode wichtig für die Erreichung der Energiestrategie. Damit dies gelingt, brauchen wir in der Schweiz ein Umfeld, das Investitionen in neue Grossanlagen zulässt. Es wird in diesem Jahr spannend zu beobachten sein, ob es dem Bundesrat mit der Revision des Energiegesetzes gelingt, ein solches Umfeld zu schaffen.
Einem zukünftigen Smart Grid mit intelligenten Messsystemen ist Repower in diesem Jahr einen grossen Schritt nähergekommen. Das von ihr schon im Pilotbetrieb eingesetzte System Smartpower der EVUlution AG steht kurz vor der Metas-Zertifizierung, über welche noch kein anderes System in der Schweiz verfügt. Trotz Corona investierte Repower auch im zurückliegenden Jahr gemäss ihrer Strategie in neue erneuerbare Produktionsanlagen: in der Schweiz und Italien vor allem in Photovoltaikanlagen, in Deutschland zusätzlich in Windanlagen.
Ronny Kaufmann, CEO Swisspower AG
Das Jahr 2020 hat gezeigt, dass wir uns auch in Krisensituationen auf eine zuverlässige Versorgung mit Strom, Trinkwasser, Gas, Wärme und Telekommunikation verlassen können. Als die ganze Schweiz im Frühling im Lockdown war, hielten die Stadtwerke den Alltag in unseren eigenen vier Wänden am Laufen. Gleichzeitig passten sie ihren Betrieb in kürzester Zeit an die neue Situation an, führten getrennte Teams und andere Sicherheitsmassnahmen sowie Home-Office und digitale Kommunikationstools ein.
Mit Blick auf die grossen Herausforderungen im Energiesektor sind für mich zwei Erkenntnisse aus diesem Pandemiejahr wichtig. Erstens: Der Transport ist ein Schlüssel für die Energiewende. Weil wir alle viel weniger reisen, sind die CO2-Emissionen 2020 weltweit gesunken. Unser Bedürfnis nach Mobilität ist aber nicht verschwunden, und auf internationale Logistikketten sind wir nach wie vor angewiesen. Deshalb brauchen wir dringend Lösungen für einen klimaneutralen Transportsektor. Zweitens: Die Digitalisierung hat enormes Potenzial in der Energiebranche. Damit steigt aber auch unsere Verwundbarkeit gegenüber Cyberkriminalität. Wir müssen jetzt in die Prävention investieren.
Christoph Brand, CEO Axpo
Axpo erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 ein sehr gutes Ergebnis und trug mit einem jederzeit einwandfreien Betrieb von Produktion und Netzen zur Stabilität in der Coronakrise bei. Die intelligente Vernetzung von Produktion, Handel und Kundengeschäft hat sich auch in einem sehr anspruchsvollen Umfeld bewährt. In Zukunft wollen wir uns noch mehr auf diese Stärken fokussieren. Die erneuerbaren Energien werden auch weiterhin einer der wichtigsten Pfeiler der Axpo-Strategie sein. Nur mit deren Ausbau kann der Übergang in eine CO2-freie Energiezukunft gelingen. Neben Wasserkraft, Wind- und Solarenergie werden künftig auch Batteriespeicher und der Energieträger Wasserstoff eine bedeutendere Rolle spielen.
Es ist aber leider auch Fakt, dass in der Schweiz die Rahmenbedingungen für grössere Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien nach wie vor ungenügend sind. Hier stellen wir eine Dissonanz zwischen politischen und wirtschaftlichen Realitäten fest. Um auch in der Schweiz das Potenzial der erneuerbaren Energien gerade im Hinblick auf die sich abzeichnende Winterknappheit besser ausschöpfen zu können, braucht es klare Anreize für Investoren. Die Instrumente der Revision des Energiegesetzes haben das Potenzial, diese Lücke teilweise zu schliessen, sofern nicht primär vom politisch knapp Machbaren, sondern vom betriebswirtschaftlich und energietechnisch Notwendigen her gedacht wird.
Jens Alder, Executive Chairman Alpiq Holding AG
Eine zuverlässige Stromproduktion ist zentral für die Versorgungssicherheit. Alpiq reagierte im Coronajahr 2020 im Rahmen ihres Business Continuity Managements sehr früh auf die Covid-19-Pandemie, betrieb alle Kraftwerke störungsfrei und agierte auf den internationalen Energiemärkten jederzeit ohne Einschränkungen. Dafür gebührt allen unseren Mitarbeitenden grosser Dank. Vor den negativen Auswirkungen der Pandemie waren wir gut geschützt und konnten zahlreiche Opportunitäten auf den internationalen Energiemärkten nutzen. Das Alpiq-Geschäftsmodell erwies sich auch unter den schwierigen Bedingungen als robust.
Für Alpiq war 2020 aber auch ein Jahr der strategischen Neuausrichtung. Alpiq verfolgt ein nachhaltiges, finanziell solides und risikoadjustiertes Energiegeschäft, um damit zu einem besseren Klimaschutz und zu einer Stärkung der Versorgungssicherheit in der Schweiz und ihrer Kunden in den europäischen Märkten beizutragen. Den Schweizer Strommarkt sehe ich heute noch nicht ausreichend gerüstet für Europa. Wir brauchen dringend das europäische Stromabkommen, insbesondere um die Flexibilitäten der klimafreundlichen Schweizer Wasserkraft optimal einsetzen zu können.
Jacques Mauron, Generaldirektor Groupe E
Seit vielen Jahren steigert Groupe E kontinuierlich in allen Tätigkeitsbereichen ihre Effizienz. Tagtäglich trägt das Unternehmen zur Umsetzung der Energiewende bei. Die proaktiven Massnahmen von Groupe E sind fester Bestandteil der Unternehmenskultur und wirken sich auch in Bezug auf die Energiestrategie 2050 aus. Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung sind seit jeher umfassend in das Tagesgeschäft von Groupe E integriert. Dank solidem Knowhow und innovativen Lösungen ist unser Unternehmen ein wichtiger Spieler hinsichtlich der neuen Klimaziele der Schweiz. Ein Beispiel hierfür ist die Gründung der neuen Swiss H2 Generation, welche grünen Wasserstoff für die Mobilität, die Industrie und die Speicherung erneuerbarer Energie produzieren wird. Ebenfalls wichtig ist der Ausbau der Expertise für globale Energielösungen, den wir forciert vorantreiben.
Im Bereich Solarenergie speisen 10.000 Photovoltaikanlagen - die grösste Anzahl in der ganzen Schweiz - ihre Stromproduktion in das Netz von Groupe E ein. Zudem betreibt Groupe E in der Westschweiz rund 50 Fernheiznetze, und auch diese Rekordzahl steigt kontinuierlich. Unser Hauptbeitrag im gerade begonnenen Jahrzehnt wird die Senkung der CO2-Belastung durch unsere globalen Energielösungen sein. Groupe E ist fest entschlossen, sich dieser Herausforderung zu stellen und beteiligt sich am Aufbau der Schweiz von morgen. Trotz der Pandemie, die unser persönliches und berufliches Leben beeinträchtigt, wird unsere Entschlossenheit, den Kurs zu halten, nicht schwächer.
Roland Leuenberger, CEO Repower
Die Energiebranche hat in diesem Jahr eine wichtige Bewährungsprobe bestanden. Es galt, als Betreiberin kritischer Infrastrukturen auch während einer Pandemie die Stromversorgung zu garantieren. Repower war aufgrund ihres Italiengeschäfts, der vielen Grenzgänger und einer Grossbaustelle in Mendrisio sehr früh direkt betroffen und stellte sich frühzeitig und erfolgreich auf diese Ausnahmesituation ein. Deshalb war auch die Versorgungssicherheit zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Im Sommer konnte Repower trotz Coronaeinschränkungen die Gesamterneuerung des Wasserkraftwerks Robbia starten und damit einen wichtigen Beitrag zu einer erneuerbaren Energiezukunft leisten. In den nächsten Jahren wird ein dreistelliger Millionenbetrag in der Valposchiavo investiert, um die Produktionsinfrastruktur vor Ort für die nächste Generation fit zu machen. Neben dem Erhalt der bestehenden Wasserkraftwerke ist auch der Ausbau dieser Produktionsmethode wichtig für die Erreichung der Energiestrategie. Damit dies gelingt, brauchen wir in der Schweiz ein Umfeld, das Investitionen in neue Grossanlagen zulässt. Es wird in diesem Jahr spannend zu beobachten sein, ob es dem Bundesrat mit der Revision des Energiegesetzes gelingt, ein solches Umfeld zu schaffen.
Einem zukünftigen Smart Grid mit intelligenten Messsystemen ist Repower in diesem Jahr einen grossen Schritt nähergekommen. Das von ihr schon im Pilotbetrieb eingesetzte System Smartpower der EVUlution AG steht kurz vor der Metas-Zertifizierung, über welche noch kein anderes System in der Schweiz verfügt. Trotz Corona investierte Repower auch im zurückliegenden Jahr gemäss ihrer Strategie in neue erneuerbare Produktionsanlagen: in der Schweiz und Italien vor allem in Photovoltaikanlagen, in Deutschland zusätzlich in Windanlagen.
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