Olten (energate) - Zum Jahresabschluss hat energate wie jedes Jahr Führungspersönlichkeiten aus der Energiebranche um ein Fazit zum Energiejahr gebeten. Heute ziehen Jörg Wild (CEO Energie 360 Grad), Benedikt Loepfe (Direktor EWZ), Ronny Kaufmann (CEO Swisspower AG) und Yves Zumwald (CEO Swissgrid) ihre persönliche Jahresbilanz. Weitere Statements folgen am 30. Dezember
. Hier geht es zu den Statements vom
28. Dezember.
Jörg Wild, CEO Energie 360 Grad
"Wir sind sehr dankbar, dass wir als Unternehmen gesund durch dieses anspruchsvolle Jahr gekommen sind. Einerseits auf der menschlichen Seite - wir konnten unsere Mitarbeitenden gut schützen - andererseits auf der unternehmerischen. Fast alle unserer Projekte und Dienstleistungs-Angebote sind on track.
Wichtig war für uns: Wir entwickeln unser Unternehmen noch konsequenter in Richtung Nachhaltigkeit und Ökologie: Energie 360 Grad will im Jahr 2050 zu 100 Prozent erneuerbar sein - dies bedeutet eine vollständige Transformation von der Gasanbieterin zur 360-Grad-Partnerin für erneuerbare Energien. Die Versorgungssicherheit unserer Kundinnen und Kunden hat dabei selbstverständlich auch künftig höchste Priorität.
Wenn ich jetzt zurückblicke auf 2020, sticht ins Auge, dass sich die Elektromobilität extrem gut entwickelt hat. Mitten in der Krise der Automobilindustrie starten elektrisch betriebene Autos durch. Dies wirkt sich auch positiv auf unser Elektromobilitäts-Portfolio aus: Die Anzahl Kundinnen und Kunden bei unserer Beteiligung Swisscharge.ch hat sich auf 20.000 verdoppelt, wir liefern und installieren bei Coop und der Post schweizweit E-Ladestationen - und unsere Tochterfirma Gofast rüstet McDonald’s mit Schnellladestationen aus. So sind wir unserem Ziel, die Elektromobilität in der ganzen Schweiz einfach und flächendeckend verfügbar zu machen, deutlich nähergekommen."
Benedikt Loepfe, Direktor EWZ
"Die Coronavirus-Krise hat dieses Jahr die Klima-Diskussion leider etwas verdrängt. Die Klimaschutzmassnahmen müssen massiv verstärkt sowie der Ressourcenverbrauch, die CO2-Emissionen und weitere Luftschadstoffe markant gesenkt werden. Mit unseren Investitionen in Energieverbunden und erneuerbaren Energien leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz und zur Energiewende. Nach nur 16 Monaten Bauzeit konnten wir im Herbst 2020 die ersten Liegenschaften mit umweltfreundlicher Wärme aus dem Energieverbund Altstetten und Höngg beliefern. Im Endausbau werden wir rund 30.000 Haushalte mit Wärme, welche wir aus gereinigtem Abwasser und der Klärschlammverwertung des Klärwerks Werdhölzli beziehen, versorgen. Wir setzen zudem auf einen starken Ausbau und die Nutzung der erneuerbaren Energien. Bereits produzieren insgesamt 113 Windturbinen in 18 Windparks rund 1,048 Mrd. kWh, was rund einem Drittel der verbrauchten Strommenge in Zürich entspricht. Damit die hochgesteckten Ziele der Energiestrategie 2050 erfüllt werden können, werden wir die Stromproduktion aus Sonne, Wind und Wasser weiter ausbauen. Dazu sind wir mit Ostwind International SAS eine strategische Kooperation für den französischen Windmarkt eingegangen und werden im Jahr 2021 den vierten 200-Mio.-Rahmenkredit bei den Stimmberechtigten der Stadt Zürich beantragen. Wir sind mehr als Strom und engagieren uns für eine nachhaltige Energiezukunft."
Ronny Kaufmann, CEO Swisspower AG
"Das Jahr 2020 hat gezeigt, dass wir uns auch in Krisensituationen auf eine zuverlässige Versorgung mit Strom, Trinkwasser, Gas, Wärme und Telekommunikation verlassen können. Als die ganze Schweiz im Frühling im Lockdown war, hielten die Stadtwerke den Alltag in unseren eigenen vier Wänden am Laufen. Gleichzeitig passten sie ihren Betrieb in kürzester Zeit an die neue Situation an, führten getrennte Teams und andere Sicherheitsmassnahmen sowie Home-Office und digitale Kommunikationstools ein.
Mit Blick auf die grossen Herausforderungen im Energiesektor sind für mich zwei Erkenntnisse aus diesem Pandemiejahr wichtig. Erstens: Der Transport ist ein Schlüssel für die Energiewende. Weil wir alle viel weniger reisen, sind die CO2-Emissionen 2020 weltweit gesunken. Unser Bedürfnis nach Mobilität ist aber nicht verschwunden, und auf internationale Logistikketten sind wir nach wie vor angewiesen. Deshalb brauchen wir dringend Lösungen für einen klimaneutralen Transportsektor. Zweitens: Die Digitalisierung hat enormes Potenzial in der Energiebranche. Damit steigt aber auch unsere Verwundbarkeit gegenüber Cyberkriminalität. Wir müssen jetzt in die Prävention investieren."
Yves Zumwald, CEO Swissgrid
"Das Schweizer Höchstspannungsnetz ist das Rückgrat der Stromversorgung in der Schweiz. Als Betreiberin einer kritischen Infrastruktur ist sich Swissgrid dieser grossen Verantwortung bewusst und hat bezüglich der Covid-19-Pandemie frühzeitig agiert und Massnahmen ergriffen, um die Sicherheit und Stabilität des Übertragungsnetzes nachhaltig zu gewährleisten. Der sichere Netzbetrieb sowie die Gesundheit und der Schutz der Mitarbeitenden und der Business Continuity haben bei Swissgrid absolute Priorität. Die Swissgrid Fachspezialistinnen und Fachspezialisten sind rund um die Uhr im Einsatz und stellen sicher, dass der Strom zuverlässig über das Netz von Swissgrid fliesst.
Trotz Covid-19 konnten wir im Jahr 2020 wichtige Meilensteine erreichen. So nahm Swissgrid die Leitung zwischen Beznau und Birr über ein Jahr früher als geplant in Betrieb und verlegte einen 1,3 Kilometer langen Leitungsabschnitt in den Boden. Eine Teilverkabelung auf der Spannungsebene 380 Kilovolt ist für Swissgrid eine Premiere. Auch die Netzprojekte im Wallis kamen gut voran. Dies ist wichtig, um die Wasserkraft aus dem Wallis in die Verbraucherzentren abzutransportieren.
Auch bei innovativen Marktprodukten hat Swissgrid wichtige Meilensteine erreicht. Swissgrid lancierte im April die Crowd Balancing Platform "Equigy" gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern TenneT (Niederlande / Deutschland) und Terna (Italien) und gründete dazu ein Joint Venture. Mit der Blockchain-basierten Plattform beschleunigt Swissgrid die Integration von dezentralen Energiequellen in den Netzbetrieb, erhöht die Netzstabilität und leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050. Zudem konnte in Zusammenarbeit mit der Branche der Transmission Code verabschiedet und das Spannungshaltungskonzept implementiert werden. Trotz dieser technischen Lösungen und innovativen Produkten bleibt für Swissgrid das Risiko bestehen, aufgrund des fehlenden Stromabkommens von wichtigen Plattformen im europäischen Strommarkt ausgeschlossen zu werden. Swissgrid engagiert sich weiterhin, um in dieser politischen Fragestellung mögliche Lösungswege aufzuzeigen - im Interesse der Versorgungssicherheit in der Schweiz und in Europa."