Hamburg (energate) - Der Hamburger Kraftwerksstandort Moorburg soll zu einem "Green Energy Hub" für die Wasserstoffproduktion werden. Dafür haben sich jetzt die Unternehmen Shell, Mitsubishi Heavy Industries, Vattenfall und Wärme Hamburg zusammengetan. Mit ihren Plänen für eine skalierbare Elektrolyseanlage mit zunächst 100 MW Leistung wollen sie sich um Fördermittel aus dem EU-Programm "Important Projects of Common European Interest" (IPCEI) bewerben. Der Antrag mit einer ersten Projektskizze werde noch im ersten Quartal 2021 eingereicht, teilten die Unternehmen mit. Der Hamburger Senat hat seine Unterstützung für das Projekt ausgesprochen. Den kommerziellen Betrieb des Kohlekraftwerks Moorburg hatte Vattenfall Ende 2020 eingestellt (
energate berichtete). Eine Entscheidung über die Systemrelevanz der Anlage wird für März 2021 erwartet.
Ideale Voraussetzungen für grünen Wasserstoff
Vattenfall und die Stadt Hamburg streben eine weitere Nutzung des Standorts an und wollen auf dem Hafengrundstück grünen Wasserstoff aus erneuerbarem Strom produzieren. Aus Sicht der Projektpartner verfügt Moorburg dafür über ideale Voraussetzungen. Mit dem Anschluss an das nationale 380-kV-Stromnetz sei die Infrastruktur vorhanden, "die für die Produktion von Wasserstoff in grossem Stil aus erneuerbaren Energien wie Offshore-Wind nötig ist", erläuterte Christian Barthelemy, Deutschland-Chef von Vattenfall. "Über den 380-kV-Anschluss haben wir direkten Zugriff auf die Versorgung mit grünem Strom aus der Windkraft", betonte auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (SPD).
Neben der gesicherten Versorgung mit Windstrom bietet die Lage im Hamburger Hafen weitere Vorteile. So könnten Überseeschiffe den Standort an der Süderelbe direkt anlaufen und die Kai- und Hafenanlage als Importterminal für internationale Wasserstofflieferungen nutzen. Im Dezember 2020 hatte die städtische Gasnetz Hamburg GmbH zudem Pläne vorgestellt, im Hafen ein Wasserstoffnetz für industrielle Abnehmer aufzubauen (
energate berichtete). Damit könne im Projekt die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette von der Erzeugung über Speicherung und Transport bis zur konkreten Anwendung abgebildet werden, so das Konsortium. Ein Aspekt, den vor allem Fabian Ziegler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Shell Deutschland, für sein Unternehmen hervorhebt: "Wir haben die Entwicklung der gesamten Wertschöpfungskette für Wasserstoff im Blick; vom Einstieg in die Stromproduktion mittels Offshore-Winds über den Ausbau der Kapazität für grüne Wasserstoffproduktion bis hin zum Vertrieb für Mobilitäts- beziehungsweise Transportanwendungen und andere Industrien." Shell ist auch an der Planung und Umsetzung der Elektrolyseanlage beteiligt, im Projekt aber vor allem für Logistik und Vertrieb zuständig.
"Der Welt zeigen, dass die Wasserstoffwirtschaft real ist"
Mitsubishi Heavy Industries (MHI) übernimmt die Verantwortung für die Wasserstoffproduktionstechnologie. Für den Industriekonzern steht vor allem die Demonstrationswirkung des Projektes im Vordergrund: "Die Errichtung einer grünen Wasserstofferzeugung, die voll in die Hamburger Industrie-Infrastruktur integriert ist, würde Europa und der Welt zeigen, dass die Wasserstoffwirtschaft real ist und erheblich zur Dekarbonisierung des Energiesystems und der Schwerindustrie beitragen kann", sagte Kentaro Hosomi, Präsident und CEO von MHI. Moorburg habe das Potenzial, zu einem Startpunkt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu werden.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) begrüsste die Absichtserklärung der Unternehmen als wichtigen Schritt für die Energiewende in Hamburg. Der Aufbau einer Wasserstoffproduktion im grossen Massstab sei ein wichtiger Hebel, um die Klimaziele zu erreichen. Der Energieträger Wasserstoff habe nicht nur Potenzial als Stromspeicher, so Christian Heine von Hamburg Wärme. Sein Unternehmen habe sich "auf die Fahnen geschrieben, Abwärmequellen in jeglicher Form zu erschliessen und zu nutzen". Unter diesem Aspekt beteilige sich die Wärme Hamburg auch am geplanten Elektrolyseur. /tc