Andreas Keel ist Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz. (Foto: Holzenergie Schweiz/Andreas Keel)
Olten/Zürich (energate) - Welchen Beitrag kann die Holzenergie an die Klimaziele des Bundes leisten und wie sieht es mit Holz in Wärmeverbünden aus? Darüber sprach energate mit Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz.
energate: Stimmt unser Eindruck, dass Wärmeverbünde verstärkt auf den Energieträger Holz setzen?
Keel: Der Eindruck stimmt. Die Anzahl grösserer Hackschnitzelheizungen, viele davon mit Wärmeverbund, haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Gründe dafür sind eine gute Umweltverträglichkeit (nur noch eine Feuerstelle mit modernster Feinstaubfiltertechnik für viele Liegenschaften), eine bequeme Form des Heizens (die Leute sind heute nicht mehr bereit, jeden Tag viel Zeit mit Heizen zu verbringen), die Waldbesitzstruktur (mehr als die Hälfte unseres Waldes gehört der öffentlichen Hand, welche mit Wärmeverbünden ihre eigenen Liegenschaften mit eigenem Holz beheizen kann) und gute Förderprogramme.
energate: Welches Potenzial sehen Sie noch?
Keel: Aktuell nutzen wir in der Schweiz 5,25 Mio. Kubikmeter Energieholz pro Jahr. Das verteilt sich auf: Waldholz (Holz, welches direkt aus dem Wald in die Heizung kommt), Landschaftsholz (naturbelassenes Holz aus Parks, Gärten, Böschungen, Alleen, Obstbaumkulturen etc.), Restholz aus der Holzverarbeitung (Sägewerke, Schreinereien, Hobelwerke), Altholz (Holz aus Gebäudeabbrüchen, alten Möbeln und Verpackungen etc.) und anlagenseitig auf Stückholzheizungen, Pelletheizungen und Hackschnitzelheizungen. Das theoretische Potenzial liegt bei 10 Mio. Kubikmetern pro Jahr. So viel produziert der Schweizer Wald jedes Jahr. Wir schätzen das ökologisch und ökonomisch sinnvoll nutzbare Potenzial auf 7 bis 8 Mio. Kubikmeter.
energate: Wie stehen Sie als Verband Holzenergie Schweiz zum CO2-Gesetz?
Keel: Wir unterstützen das CO2-Gesetz und machen auch aktiv im Komitee von AEE Suisse für das Gesetz mit. Mit der im CO2-Gesetz vorgesehenen Erhöhung der CO2-Abgabe wird die Holzenergie gegenüber fossilen Energien nochmals ein Stück wettbewerbsfähiger.
energate: Das Parlament hatte 2019 den Bundesrat beauftragt, das Holzenergiepotenzial der Schweiz auszuschöpfen. Geschieht das?
Keel: Die 2019 angenommene Motion von Nationalrat Erich von Siebenthal fordert eine "Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Holzenergie". Zurzeit wird eine Hemmnisanalyse erstellt. Diese wird aufzeigen, welche Faktoren, Vorschriften etc. den rascheren Ausbau der Holzenergie hemmen und soll gleichzeitig auch Vorschläge machen, wie diese Hemmnisse abgebaut werden können. Im Moment wird die Holzenergie in vielen Kantonen substanziell mit Zuschüssen gefördert, und auch CO2-Kompensationsgelder fliessen in Holzenergieprojekte.
energate: Welchen Beitrag kann Holz in der Schweiz an die Klimaziele leisten?
Keel: Der jährliche Ausstoss an Treibhausgasen liegt bei uns bei etwa 47 Mio. Tonnen. Alle heute in Betrieb stehenden Holzfeuerungen sparen rund 3 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr ein. Würde man das Potenzial ausschöpfen, liessen sich nochmals zusätzlich 1,5 Mio. Tonnen einsparen. Und zwar absolut "sozialverträglich", also ohne Einschränkungen, Flugverbote etc., sondern einfach indem das viele Sturm- und Käferholz, welches im Wald liegt, genutzt und das Potenzial ausgeschöpft würde.
Die Fragen stellte Dennis Fischer, energate-Redaktion Essen
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