Zürich (energate) - Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) kritisiert das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) für dessen Beurteilung der Erdbebensicherheit von Schweizer Kernkraftwerken. Konkret bezieht sich die SES mit ihrer Kritik auf das Kernkraftwerk Beznau. Bei diesem habe die Betreiberin Axpo 2017 erkannt, dass vier von sechs erdbebensicheren Notstromdieselaggregaten nicht einsatzbereit gewesen seien. "Dies, obwohl 2015 vier neue autarke Notstromaggregate (Autanove) aufgestellt worden waren", so die SES. Axpo habe mit Bezug auf die Erdbebensicherheit auf die beiden zusätzlichen Aggregate hingewiesen, die in den 1990er-Jahren eingebaut worden waren. "Axpo beteuerte - und das Ensi segnete ab -, die Erdbebensicherheit sei jederzeit gewahrt gewesen", so die SES. Dabei habe Axpo erst im Dezember 2020 entdeckt, dass bei den beiden Aggregaten die Schockabsorber fehlten. Diese sollen bei einem allfälligen Erdbeben die Schwingungen abfedern. Gemäss Axpo seien die Absorber bei den Aggregaten zuletzt 2009/2010 ersetzt worden.
Die SES folgert, dass im Falle eines starken Erdbebens mindestens zwischen 2009 und 2017 möglicherweise sämtliche sechs Notstromdiesel ausgefallen wären. "Beide Fehler wurden per Zufall entdeckt, obwohl das Ensi 2012 den Nachweis der Erdbebensicherheit im Nachgang des Fukushima-Unglücks eingefordert, als bestanden beurteilt sowie 2015 Autanove freigegeben hat", moniert die SES. Das Ensi erwähne in der Stellungnahme zum Erdbebensicherheitsnachweis vom 5. Februar noch nicht einmal den Ausfall der Notstromaggregate zwischen 2009 und 2017 (
energate berichtete). Trotzdem heisse es in der Schlussfolgerung des Ensi, dass die Kernkühlung und die Kühlung der Brennelementlagerbecken unter Einwirkung eines 10.000-jährlichen Erdbebens gewährleistet seien. Die SES fordert vom Ensi nun eine "lückenlose" Aufklärung des Falls und Massnahmen gegen solch "gravierende" Missstände. Sie behält sich zudem weitere Schritte vor. /ms