Zürich (energate) - Swissolar geht für das Jahr 2020 von einem neuen Rekordzubau bei Photovoltaikanlagen aus. Konkret erwartet der Schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, dass in der Schweiz im vergangenen Jahr Solarstromanlagen mit einer Leistung von 430 bis 460 Megawatt (MW) neu installiert wurden. Gegenüber 2019 entspreche dies einem Wachstum von 30 bis 39 Prozent, teilte der Fachverband mit. Das "starke Marktwachstum" führt Swissolar dabei in erster Linie auf die Verkürzung der Wartefristen bei der Einmalvergütung zurück. Zudem werden Nebeneffekte der Coronapandemie als Ursache für den hohen Zubau ins Feld geführt. So habe mangels anderer Ausgabemöglichkeiten beispielsweise mehr Kapital für Solaranlagen zur Verfügung gestanden.
Trotz des Rekordzubaus zeigte sich ob Swissolar nicht nur zufrieden. "Um den wegfallenden Atomstrom zu ersetzen und den zusätzlichen Strombedarf für die Elektrifizierung des Verkehrs und der Heizungen zu decken, muss der jährliche Zubau in den nächsten Jahren auf etwa 1.500 MW gesteigert werden", betonte David Stickelberger, der Geschäftsleiter des Verbands, mit Blick auf die kürzlich veröffentlichten Energieperspektiven 2050+. Eine Ausbaugeschwindigkeit von 1.500 MW pro Jahr ist dort der Basisvariante des Szenarios Netto-Null-Emissionen bis 2050 unterlegt.
Verband nimmt Solarpflicht bei Bestandsbauten ins Visier
Um die Ausbaugeschwindigkeit auf dieses Mass zu erhöhen, nimmt Swissolar nun die Kantone in die Pflicht. Die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn 2014) und damit verbunden die Pflicht zur Eigenstromerzeugung bei Neubauten sei in allen Kantonen umzusetzen, so eine Forderung des Solarverbands. Und: "In einem weiteren Schritt ist eine Verpflichtung zur Nutzung bestehender Dach- und Fassadenflächen zu prüfen."
Gegenüber energate präzisierte Stickelberger die Kritik und die Forderungen des Solarverbands. Stickelberger betonte dabei, dass die MuKEn 2014 eigentlich schon 2020 in allen Kantonen hätten umgesetzt werden sollen. Weil dem nicht so sei, entstünden grosse neue ungenutzte Dachflächen, "was wir uns schlicht nicht leisten könnten". Der Swissolar-Geschäftsleiter sagte zudem, dass die in den MuKEn geforderte Stromerzeugungsleistung von 10 Watt pro Quadratmeter "sehr klein" sei. Dies würde dazu führen, dass oft nur solche Minimalanlagen geplant würden - und dies obwohl vollflächige Anlagen teils nur geringe Mehrkosten verursachen würden. "Die Kantone sollten dagegen mit Kommunikation und allenfalls einer Zusatzförderung für vollständige Nutzung geeigneter Flächen vorgehen", so Stickelberger.
Stärkere Förderung von Anlagen ohne Eigenverbrauch
Swissolar macht sich weiter für eine stärkere Förderung von Anlagen ohne Eigenverbrauch sowie den Abbau von Hürden bei der Erstellung von Freiflächenanlagen stark. Solaranlagen ohne Eigenverbrauch werden heute mit 30 Prozent der Investitionskosten gefördert, sowohl die Energiekommission des Nationalrats (Urek-N) als auch der Bundesrat wollen diesen Wert auf maximal 60 Prozent erhöhen. Diese Vorschläge bezeichnete Stickelberger gegenüber energate als "zielführend". "Ein Beitrag von 60 Prozent sollte für viele solche Projekte den nötigen Ausschlag geben", meinte er. Bezüglich Hürden bei der Erstellung von Freiflächenanlagen verwies der Solarverband auf eine kürzlich erschienene Studie zum Thema (
energate berichtete). Swissolar stellt sich auf den Standpunkt, dass die Schweiz aufgrund des ambitiösen Ziels im Bereich der Photovoltaik vermehrt auch die Installation von Solaranlagen ausserhalb von Siedlungsgebieten in Betracht ziehen sollte. /mg