Zürich (energate) - Stromanbieter können Haushalte und Firmen einfach dazu bringen, "grünen" Strom zu beziehen, wenn dieser im Standardangebot ist. Forscher der ETH haben das in einer Studie nachgewiesen. Die Wissenschaftler analysierten dazu Daten zweier namentlich nicht genannter Schweizer Stromversorger - eines grossen und eines mittelgrossen -, die kürzlich ihr Standardangebot auf Strom aus erneuerbaren Quellen umstellten, der automatisch mehr kostet. Wer den günstigeren konventionellen Strommix beziehen wollte, musste dies fortan dem Elektrizitätswerk mitteilen.
Gemäss der Untersuchung bezogen vor der Umstellung von 234.000 Privathaushalten nur gut ein bis drei Prozent "grünen" Strom. Nach der Umstellung stieg dieser Anteil laut Mitteilung der ETH nun auf 85 bis 89 Prozent, was auf den "Default-Effekt" zurückzuführen sei. Ökonomen und Soziologen benennen so den entscheidenden Einfluss dessen, was als Standard oder Voreinstellung (engl. default) definiert wird. Im untersuchten Fall der Privathaushalte erhöhte der "Default-Effekt" die Nachfrage nach "grünem" Strom also um über 80 Prozent. Dies erfolgte, obschon der Strom aus erneuerbarer Energie 3,6 Prozent (Tagstrom) und 8,3 Prozent (Nachtstrom) teurer war als der konventionelle Strom. "Bemerkenswert ist, dass auch fünf Jahre nach der Umstellung immer noch rund 80 Prozent der Haushalte beim grünen Strom bleiben", erklärt dazu eine Mitautorin der Studie.
Gut 70 Prozent bei den Geschäftskunden
Bei Geschäftskunden, die mit der Umstellung im Standardprodukt 5,8 bis 14,3 Prozent mehr beim Strombezug bezahlen mussten, stieg der Anteil erneuerbarer Energie beim einen Versorger von minimalen 0,7 auf 84,7 Prozent und im anderen Fall von drei auf 77 Prozent. Auch hier sei der "Default-Effekt" nachhaltig, schreibt die ETH, denn nach sechs Jahren fiel der Bezug von "grünem" Strom im letzteren Fall "nur von 77 auf 71 Prozent ab". Untersucht wurde auch noch, ob der Bezug von "grünem" Strom zu einem höheren Verbrauch führt, was nach Angaben der Wissenschaftler jedoch nicht eintrat. Haushalte, die mit "grünem" Strom beliefert werden, verbrauchten demnach "nicht signifikant mehr Elektrizität als solche mit konventionellem Strom".
In der vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Studie wird noch betont, dass "die positiven Auswirkungen des 'Default-Effekts' auf das Klima hierzulande gering sind". Dies, weil der Anteil von Strom aus Wasserkraft im Schweizer Strommix hoch sei. Länder wie Deutschland, die USA oder China dagegen könnten deutlich mehr profitieren von einem "grünen Default", schreiben die Forscher. Diese haben für Deutschland eine mögliche Einsparung von 45 Mio. Tonnen CO2 für 2018 allein bei den privaten Haushalten errechnet. "Das ist schon ein enormer Effekt mit einer so einfachen Massnahme", halten sie fest. /at