Zürich (energate) - Bei der Abschlussveranstaltung zum Programm Energieforschung Stadt Zürich vom 12. April hat besonders eine Statistik zum Heizungsersatz aufhorchen lassen. Demnach werden 88 Prozent aller Heizungen in der Stadt, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden, wiederum durch fossile Anlagen ersetzt. Dies ergibt sich aus einer Analyse von total 8.736 Fällen von Heizungsersatz für die Zeitspanne von 2010 bis 2018. Gasheizungen wurden in 91 Prozent der Fälle mit neuen Gasheizungen ersetzt, Ölheizungen entweder durch Gasheizungen (54 Prozent) oder neue Ölheizungen (26 Prozent). Wärmepumpen, Fernwärme oder Holzheizungen kamen vergleichsweise selten zum Einsatz: Gasheizungen wurden nur in 9 Prozent der Fälle durch Fernwärme oder Wärmepumpen ersetzt, beim Ersatz von Ölheizungen kamen in 19 Prozent der Fälle Fernwärme und Wärmepumpen zum Einsatz. Insgesamt machen fossile Brennstoffe rund 65 Prozent der CO2-Emissionen in der Stadt aus.
Allerdings haben den Angaben zufolge 53 Prozent der Personen, die ein fossiles System wählten, den Einsatz erneuerbarer Energien nicht einmal erwogen. Vielfach sei der Eigentümerschaft nicht bekannt, ob beispielsweise der Einsatz einer Wärmepumpe an ihrem Standort möglich wäre. Angesichts dieser Tatsache zeichne sich hier ein erhebliches Potenzial zur Förderung erneuerbarer Energien ab. Wenn es gelingen würde, Besitzern von fossilen Heizsystemen im richtigen Moment die Informationen zu liefern, die sie bräuchten, hätte man schon sehr viel gewonnen, sagte Stefan Rieder von Interface, Leiter Themenbereich Gebäude, der die Ergebnisse der Energieforschung Stadt Zürich im Gebäudebereich vorstellte.
Stadt unterstützt klimafreundliche Heizungen mit Subventionen
Regina Betz, Professorin für Energie- und Umweltökonomik an der ZHAW School of Management and Law, ging die hohe Fossilquote beim Heizungsersatz trotzdem "sehr nah", wie sie sagte. "Da muss wirklich noch viel getan werden, damit wir das ändern können", so Betz.
Auf die Frage nach der richtigen Massnahme sagte Silvia Banfi Frost, Energiebeauftragte der Stadt Zürich, die Stadt könne die Hauseigentümerschaft finanziellen beim Heizungsersatz unterstützen. Zudem sei man daran, die Beratungsangebote zu vereinfachen. Auch Stadtrat Michael Baumer, Vorsitzender des Steuerungsausschusses, wies auf die Subventionen hin. Der Kanton habe letztes Jahr die Fördermittel erhöht (
energate berichtete). Zudem baue man das Fernwärmenetz aus, in das laut Baumer Hunderte Millionen Franken investiert werden.
Betz: Verwaltungen könnten proaktiv informieren
Für Betz hingegen geht es auch um den richtigen Zeitpunkt der Informationen. Diese dürften nicht zu spät kommen. Betz schlug vor, dass Verwaltungen proaktiv jene Haushalte informierten, die die Entscheidung über einen Heizungsersatz bald zu treffen hätten. Vielleicht könne das EWZ auch elektrische Heizungen als Übergang anbieten.
Das Programm Energieforschung Stadt Zürich wurde vom Gemeinderat 2010 lanciert und umfasst neben dem Heizen, der Photovoltaik und der Betriebsoptimierung auch die Schwerpunkte Gebäudeerneuerung, Wohnen, Mobilität, Ernährung und Suffizienz. Hintergrund sind die die Ziele der 2.000-Watt-Gesellschaft, die sich die Stadt gesetzt hat, und der Beitrag zum Klimaschutz, den die Stadt leisten möchte. Das Programm war auf zehn Jahre ausgelegt und wurde von EWZ mit maximal einer Million Franken pro Jahr finanziert. Die inhaltliche Ausrichtung von Energieforschung Stadt Zürich wurde basierend auf Vorschlägen öffentlicher und privater Forschungsinstitutionen im Rahmen einer Ausschreibung festgelegt. Der Gemeinderat hat auch vorgegeben, dass die Ergebnisse und erarbeiteten Grundlagen aktiv kommuniziert und öffentlich zugänglich gemacht werden müssen. /ms