"Wenn man es im Kleinen macht und die Leute es erleben können, schafft man Sicherheit und Vertrauen ins neue System": Jürg Grossen. (Foto: www.juerg-grossen.ch)
Olten (energate) - Bei einer Podiumsdiskussion anlässlich der Powertage plädierte Nationalrat Jürg Grossen (Grünliberale) für neue Tarifmodelle. "Wir müssen auch mal den Mut haben, Quartierstrom-Lösungen zu machen, indem wir vielleicht andere Netzbepreisungen in den Fokus nehmen", sagte Grossen. Generell müsse man gewisse Dinge auch überwinden. Seine Forderung stellte Grossen mit dem Blick auf die Ablehnung des CO2-Gesetzes. Dieses wurde aus Sicht des GLP-Nationalrats auch deswegen verworfen, weil die Leute die Möglichkeiten der Technologien nicht hätten nachvollziehen können. "Wenn man es im Kleinen macht und die Leute es erleben können, schafft man diese Sicherheit und dieses Vertrauen ins neue System", sagte Grossen.
Der Grünliberale nahm dabei neben den Unternehmen, die diese Technologien herstellen, auch explizit den Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) in die Pflicht, dessen Präsident Michael Frank ebenfalls an der Diskussion teilnahm. "Ich habe immer propagiert, dass Peer-to-peer eine gute Lösung ist", erwiderte Frank, "aber die Regulierung verbietet das." Es sei eine Frage der vollständigen Marktöffnung. "Solange die Regulierung so ist, wie sie ist, sind uns bis zu einem gewissen Grad die Hände gebunden", so Frank.
Frank fordert effektive Deregulierung
Diesbezüglich bekam der VSE-Präsident Zustimmung von Werner Jauch, Vorsitzender der Geschäftsleitung von EWA Energie Uri. "Die Regulatorien auf der nationalen Ebene müssen gelockert werden, sie sind heute deutlich zu starr", so Jauch. In Bezug auf Grossens Forderung nach einer Flexibilisierung bei den Netztarifen sagte Jauch, er sehe das auch so: "Nur haben wir keinen Spielraum. Ich kann weder Leistungspreise noch Flatrates einführen, das verbietet mir die Regulierung." Diese setze sehr enge Grenzen. Wenn der Umbau des Energiesystems gelingen solle, müsse man im Kleinen anfangen, so Jauch. "Aber wir müssen das Ganze auch vernetzen können." Und dann träten die Regulatoren auf den Plan. "Es ist schwierig, den Kunden zu erklären, warum wir gewisse Dinge nicht tun können", so Jauch. Die Regulierung war nach Meinung Jauchs auch das Problem des CO2-Gesetzes: Man habe zu viel regulieren wollen.
Aus der Sicht von Frank reicht es jedoch nicht, die Regulierung zu beschränken. "Wir müssen effektiv deregulieren", sagte der VSE-Präsident. Konkret brauche es eine Dynamisierung und Digitalisierung bei den Netztarifen und mehr Freiheit für die Netzbetreiber. Diesen Ball nahm Benoît Revaz, Direktor vom Bundesamt für Energie (BFE), in seinem Votum gleich auf. Der Bundesrat werde im Sommer zum so genannten Mantelerlass, der das Stromversorgungsgesetz und das Energiegesetz beinhaltet, seine Botschaft veröffentlichen. Darin seien wichtige Elemente wie die Marktöffnung, die Flexibilität und die Daten, die zur Verfügung gestellt würden. "Nichtsdestotrotz werden wir auch eine Sunshine-Regulierung einführen, damit innovative Lösungen bearbeitet werden können", so Revaz. /ms
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