Bonn (energate) - In der dritten Runde der Ausschreibung zur Stilllegung von Steinkohlekraftwerken und Braunkohle-Kleinanlagen hat sich die Spanne der Zuschläge gegenüber der vorherigen deutlich nach oben verschoben. Der jetzige Höchstpreis liegt bei 155.000 Euro/MW, in der Runde davor waren es noch bis zu 59.000 Euro/MW. In beiden Auktionen wurden auch Gebote von 0 Euro/MW abgegeben und bezuschlagt.
Gleich drei Zuschläge für die Steag
Von den aktuell insgesamt 11 Zuschlägen mit einer Gebotsmenge von zusammen rund 2.133 MW Steinkohleleistung konnte der Energiekonzern Steag gleich drei auf sich vereinen, geht aus den Ergebnissen des jüngsten, leicht unterzeichneten Gebotsverfahrens hervor, die die Bundesnetzagentur jetzt bekanntgegeben hat. Ausgeschriebenen hatte die Behörde 2.480 MW. Kein anderes Unternehmen hat demnach dieses Mal mehr als einen Zuschlag erhalten. Damit kommt der Essener Energiekonzern auf eine bezuschlagte Gebotsmenge von in Summe 1.107 MW. Hinter der Zahl stehen das Kraftwerk Bergkamen A, das Modellkraftwerk Völklingen sowie das Heizkraftwerk Völklingen. Wie aus der Liste der Zuschläge der Bundesnetzagentur hervorgeht, plant die Steag nach erfolgter Stilllegung der Anlagen an allen drei Standorten unter anderem die Herstellung von Wasserstoff.
Die Steag zeigte sich auf Anfrage zufrieden. Die Gebotszahl, mit der der Konzern in die Ausschreibung gegangen ist, wollte ein Steag-Sprecher zwar nicht nennen. Gemessen am durchschnittlichen Zuschlagswert, den die Bundesnetzagentur mit rund 102.799 Euro/MW angibt, sei dies aber "eine gute Runde" gewesen, so der Sprecher und verwies nochmal darauf, "drei unserer Kraftwerke durchbekommen" zu haben.
Weitere Zuschläge auch für Onyx, Uniper und Evonik
Aus Sicht von Präsident Jochen Homann geht der Kohleausstieg stetig voran. "Auch in der dritten Runde gab es eine rege Beteiligung am Verfahren", so Homann. Weitere grössere Zuschläge - im dreistelligen MW-Bereich - entfielen auf die Betreiber Onyx (Steinkohlekraftwerk Farge, 350 MW), Uniper (Kraftwerk Scholven Block C, 345 MW) sowie Evonik (Kraftwerk I, rd. 225 MW). Die restlichen bezuschlagten Mengen liegen bei maximal 36 MW beziehungsweise darunter. Eine Karte aller bezuschlagten Anlagen hat die Netzagentur
online veröffentlicht.
Während Onyx laut der Veröffentlichung der Behörde untersuche, ob der Standort Farge künftig auf die Verfeuerung von Biomasse umgerüstet werden kann, plane Uniper am Standort Scholven unter anderem die Erdgaserschliessung und den Neubau einer GuD-Anlage. Auch "Zukunftsthemen" wie Wasserstoff, Power-to-Gas und -Liquids, Batteriespeicher und Netzdienstleistungen sollen dort in Zukunft stattfinden. Evonik wiederum wolle nach Stilllegung der Kohleblöcke die für die Fernwärmelieferung notwendige Infrastruktur weiter betreiben und darüber hinaus die vorhandenen Gebäude zum Beispiel als Büro- und Lagerflächen nutzen.
Nächster Stichtag ist der 1. Oktober
Der nächste Ausschreibungstermin ist der 1. Oktober dieses Jahres. Für das Zieldatum 2022 peilt die Behörde an, 15.000 MW an Steinkohlekraftwerken und Braunkohle-Kleinanlagen zu bezuschlagen. Pro Runde sinkt der Betrag, der maximal pro MW gezahlt wird. Die juristische Grundlage bildet das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz. /dz