Aarau (energate) - Im Zusammenhang mit der Versorgungssicherheit brachte "Die Mitte" die Idee einer Strom-Neat ins Spiel. Eine solche Leitung müsste allerdings zusätzliche Kapazität auf der Nord-Süd-Tangente bringen, heisst es bei Swissgrid. Eine Höchstspannungsleitung, wie sie Gerhard Pfister im Interview mit CH Media ausgeführt habe (
energate berichtete), sei nur dann sinnvoll oder umsetzbar, wenn sie die geplanten Nord-Süd Hochspannungs-Gleichstromübertragungsleitungen (HGÜ) in Deutschland mit Italien verbinden würde, schreibt Swissgrid auf Anfrage von energate.
Leitung hätte keinen Nutzen für Deutschland
"Eine solche Leitung müsste neu gebaut werden, da sonst keine zusätzlichen Kapazitäten geschaffen würden. Ausserdem müsste in Norditalien die Kapazität stark erhöht werden, was heute nicht vorgesehen ist", teilt die nationale Netzgesellschaft weiter mit. "Die Idee der 'Mitte', eine 'Strom-Neat' mit dem bereits geplanten Ersatz der bestehenden Gotthardleitung und einer Verstärkung der Grimsel-Leitung zu realisieren, bringt keine zusätzliche Kapazität auf der Nord-Süd-Tangente und entspricht somit nicht dem Neat-Konzept."
Darüber hinaus müssten diese Projektideen mit den europäischen Übertragungsnetzbetreibern abgestimmt werden und einen echten Mehrwert für beide Seiten schaffen, hält Swissgrid fest. Eine mit der Neat-Zugstrecke vergleichbare Stromleitung würde ausserdem hauptsächlich Italien nützen. Deutschland hätte nur dann einen Nutzen, wenn dessen eigenen HGÜ-Leitungen fertiggestellt und in Betrieb seien. Die Umsetzung dieser Projekte sei jedoch stark im Verzug.
Massnahmen bei Engpässen bilateral vereinbart
Swissgrid seinerseits hat in Bezug auf die Versorgungssicherheit mit allen Nachbarstaaten bilaterale Vereinbarungen zu Redispatch-Massnahmen getroffen. Wie die Netzgesellschaft ausführt, regeln sie das Verfahren zur Anwendung von grenzüberschreitendem Redispatch. Sie greifen dann, wenn auf grenzüberschreitenden oder grenznahen Netzelementen Engpässe auftreten.
"Bei einem grenzüberschreitenden Redispatch werden auf Veranlassung eines oder mehrerer Übertragungsnetzbetreiber die Einspeisungen in den Regelzonen der jeweiligen Übertragungsnetzbetreibers so angepasst, dass Netzengpässe vermieden oder beseitigt werden", teilt Swissgrid mit. "Somit können die Übertragungsnetzbetreiber grenzüberschreitend, kurzfristig und koordiniert auf Netzengpässe reagieren." /yb/mg