Angesichts der hohen Preise an den Märkten kommt der unerwartete Ausfall des Kernkraftwerks Leibstadt in einem für die Betreiber sehr ungünstigen Moment. (Foto: Kernkraftwerk Leibstadt AG)
Leibstadt (energate) - Das Kernkraftwerk Leibstadt wird über einen Monat länger als geplant keinen Strom produzieren. Nachdem Ende Mai noch von einer fünfmonatigen Jahreshauptrevision die Rede war, teilte das Werk nun mit, dass die Wiederaufnahme der Stromproduktion erst auf Anfang Dezember geplant sei. Der Grund für die um rund einen Monat verzögerte Wiederinbetriebnahme liegt laut einem Bericht der "Badischen Zeitung" bei Kleinleitungen am Umwälzsystem. Deren Installation würde demnach länger als gedacht dauern. Aufgrund beschränkter Platzverhältnisse liessen sich die Arbeiten auch nur bedingt beschleunigen.
Wie aus dem Medienbericht weiter hervorgeht, ist die Produktion des Kernkraftwerks Leibstadt indessen bereits verkauft - die Betreiber müssen entsprechend für die Zeit, in der das Werk nun zusätzlich stillsteht, Ersatz am Markt beschaffen. Was dies genau kosten wird, ist vorerst noch unklar. "Die Kosten können wir erst konkret beziffern, wenn der Ersatz beschafft ist", so ein Axpo-Sprecher gegenüber der "Badischen Zeitung". Gegenüber energate wollte sich das Energieunternehmen mit dem gleichen Verweis ebenfalls nicht zu den Kosten äussern, auch eine ungefähre Grössenordnung wollte die Axpo nicht preisgeben.
SP-Grossrat rechnet mit 50 Mio. Franken pro Woche
SP-Grossrat Daniel Sägesser aus Basel hat derweil seine eigene Überschlagsrechnung aufgestellt und geht von 50 Mio. Franken pro Woche aus. Sägessers Überlegung: Leibstadt produziere unter Volllast in einer Woche rund 205 Mio. kWh Strom. Da die Axpo die Ersatzbeschaffung noch nicht abgeschlossen habe, müsse sie den Strom zum jetzigen Preis einkaufen, und dieser habe am 19. Oktober für den November bei 227 Euro/MWh gelegen. "Angenommen, die Verzögerung dauert sechs Wochen, sind dies 300 Mio. Franken. Eine immense Geldvernichtung ohne jeden volkswirtschaftlichen Mehrwert", so Sägesser gegenüber energate. Axpo wollte diese Zahlen auf Nachfrage nicht kommentieren.
Klar ist trotzdem, dass der unerwartete Ausfall des Werks angesichts des derzeit sehr hohen Preisniveaus an den (Kurzfrist-)Märkten zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt kommt. Die Stromersatzbeschaffung dürfte die Betreiber also vergleichsweise teuer zu stehen kommen. /mg
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