Laut Geschäftsführer Felix Adank will Sunraising innerhalb der Stadt Bern vorerst 5.000 Quadratmeter Solarfläche realisieren. Weitere Flächen sollen in Zukunft dazukommen. (Foto: Sunraising)
Bern (energate) - Seit fünf Jahren setzt Sunraising mittels Crowdfunding PV-Anlagen auf den Dächern der Bundesstadt um. Mittlerweile hat das als Verein organisierte Start-up fast 500 Mitglieder und wächst über die Stadtgrenze hinaus. Mit der Übernahme der "Strom von hier GmbH" im Januar dieses Jahres legte Sunraising den Grundstein für die Expansion. Damit wolle Sunraising ländliche Produzenten von erneuerbarem Strom mit Kunden in der Agglomeration Bern zusammenbringen, heisst es auf der Website stromvonhier.ch. "Wir bieten ein Produkt an, mit dem sich lokal und nachhaltig produzierte Sonnenenergie schweizweit vermarkten lässt", sagt Felix Adank. Er ist der neue Geschäftsführer von "Strom von hier" und gleichzeitig Partner der PR-Agentur Consign, welche die Geschäfte von Sunraising führt.
Beim Modell von "Strom von hier" können Kunden ihren Stromlieferanten aus derzeit zwölf PV-Produzenten in der Umgebung von Bern auswählen. Ihre Rechnung erhalten sie in der Folge jeweils von "Strom von hier". Sie enthält den Strombasistarif, der an das betreffende Elektrizitätswerk fliesst sowie einen Aufpreis für den ökologischen Mehrwert des gewünschten Solarstroms. "Das ermöglicht eine faire Entschädigung der Solarproduzenten und fördert den Bau weiterer Anlagen", sagt Adank.
Ein Puzzleteil in der Energiewende
In der Stadt Bern sind nach demselben Modell bisher 18 Dachanlagen entstanden. Sie liefern jährlich etwa 340.000 kWh Strom an etwas mehr als 470 "Sunraiser", darunter auch Unternehmen. Die Mitglieder bezahlten einmalig 350 Franken pro Quadratmeter genutzte Solarfläche und beziehen dafür Strom. Wie hoch das Potenzial in Bern insgesamt ist, sei schwierig abzuschätzen, sagt Adank. "Die Verfügbarkeit der nutzbaren Dachflächen ist beschränkt durch anstehende Sanierungen, unzureichende Statik und Beschattung. Andererseits realisieren immer mehr Hauseigentümer selbst ihre PV-Anlage." Sunraising arbeite daher mit Etappenzielen. Das nächste besteht laut Adank in einer realisierten Solarfläche von 5.000 Quadratmetern innerhalb der Stadt.
Damit ist Sunraising ein kleines Puzzleteil in der eigenen Vision einer nachhaltigen Energiewende, die laut Website am Ursprung des Start-ups steht. Um den Anteil der Kernkraftwerke an der Stromproduktion zu ersetzen, müssen laut Studien rund 50 Mio. kWh PV-Leistung zugebaut werden. Auch Adank kennt diese Zahlen, glaubt aber an den Effekt des Geschäftsmodells von Sunraising. Dieses stärke nicht nur den effektiven Zubau, sondern baue auch eine Community auf, fördere das Verständnis für erneuerbare Energien und schaffe einen direkten Bezug zur Solartechnologie. "Unser Modell ist eine einzigartige Möglichkeit für die Bevölkerung, auch ohne Immobilienbesitz eine eigene Anlage zu nutzen und einen direkten Beitrag zur Energiewende zu leisten."
Faire Tarife gefordert
Ein richtungsweisendes Jahr für die Vereinsgeschichte und für die Energiewende in Bern war 2019. Damals wurde die Klimabewegung aktiv und Adank schätzt deren Einfluss auf den Erfolg von Sunraising als massgeblich ein. "Sie hat zu einem deutlichen Nachfrageanstieg geführt", sagt er. Die Wirkung eines anderen Meilensteins im selben Jahr, der Abschaltung des KKW Mühleberg bei Bern, stuft er als eher schwach ein.
Um dem PV-Ausbau in der ganzen Schweiz den nötigen Schub zu verleihen, müssen nach Ansicht von Sunraising vor allem die Einspeiserückvergütungen für Solarstrom neu geregelt werden. Aktuell seien die Tarife je nach Energieversorgungsunternehmen sehr unterschiedlich und teilweise deutlich zu tief, sagt Adank. "Die kleinen Solarproduzenten sind aber gesetzlich an die lokalen EVU gebunden. Der Ausbau von Solarstrom könnte gefördert werden, wenn die Vergütung von Solarstrom inklusive Herkunftsnachweisen zu fairen Marktpreisen gesichert wird."
In den letzten fünf Jahren waren andere Aspekte allerdings prägender für den PV-Ausbau. Adank nennt allem voran die Effizienzsteigerung der Solarpanels. "Dadurch verbessert sich gleichzeitig das Preis-/Leistungsverhältnis. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass Solarstrom bereits heute die günstigsten Gestehungskosten aufweist." Auch die Einführung von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV) beobachte Sunraising derzeit mit grossem Interesse. /yb
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