Moskau (energate) - Im kommenden Monat könnten wieder grössere Mengen an russischem Erdgas in Richtung Westeuropa fliessen. In einer Konferenz wies der russische Präsident Wladimir Putin den Konzernchef von Gazprom, Alexej Miller, an, die Gasspeicher in Deutschland und Österreich "konsequent und planmässig" wieder zu befüllen. Laut Miller sind die Stände in den Untergrundspeichern (UGS) der deutschen Gazprom-Tochter Astora "unbedeutend, buchstäblich sehr, sehr gering", heisst es in der Zusammenfassung des Gesprächs auf der Homepage der Regierung. Tatsächlich ist der UGS Rehden in Norddeutschland derzeit nur zu 9,45 Prozent gefüllt und der UGS Haidach in Österreich zu 54,79 Prozent (
energate berichtete). Insbesondere die Werte der Astora-Speicher ziehen die durchschnittlichen Füllstände der hiesigen Speicher herunter. So liegt der Füllstand der österreichischen Speicherreserven bei 56,56 Prozent, der Stand in Deutschland beträgt aktuell 70,61 Prozent. Für den Beginn der Heizperiode sind diese Werte historisch niedrig.
Putin gibt USA Schuld an Gasknappheit
Nachdem Gazprom nach eigenen Angaben die russischen Speicher mit 72,6 Mrd. Kubikmetern auf einen historischen Rekordstand gebracht hat, wolle sich der Konzern nun verstärkt Europa zuwenden. Die Vorwürfe, Russland habe bewusst Gasmengen zurückgehalten, um die Grosshandelspreise auf dem Spotmarkt hochzutreiben, wies Putin indes zurück. Diese Preisentwicklung sei auf eine Verringerung der eigenen Gasproduktion in Europa und auf Kürzungen der LNG-Lieferungen an die europäischen Märkte, vor allem aus den Vereinigten Staaten, zurückzuführen, sagte er. "Im Übrigen hat Gazprom dies ausgeglichen und sogar mehr Gas geliefert", betonte der russische Staatschef.
In welchem Umfang russisches Gas im November nach Europa fliessen soll, ist nicht klar. Gazprom hat für den Transit durch Polen die gleiche Transportmenge wie für Oktober gebucht. Auch über die ukrainische Route buchte der russische Gasproduzent - wie für Oktober - keine Kapazität über die im Transitvertrag von Ende 2019 vereinbarte Kapazität hinaus. Die entsprechenden Kapazitätsauktionen fanden am 18. Oktober statt (
energate berichtete). Auf die Ankündigung Putins, womöglich aber auch auf die derzeit milden Temperaturen, hat der Handel mit einer Kurskorrektur nach unten reagiert. Der Day-Ahead-Kontrakt an der THE notierte für den 28. Oktober mit 85,65 Euro/MWh auf dem niedrigsten Stand seit zwei Wochen. /am