Zürich (energate) - Mit der Annahme des Energiegesetzes hat der Kanton Zürich den fossilen Heizsystemen den Kampf angesagt. Der Zürcher Baudirektor Martin Neukom erklärt im energate-Interview unter anderem, warum er nicht glaubt, dass es zu Leerkündigungen kommen wird und warum er Hausbesitzern rät, sich den Einbau einer Ölheizung bis zum Inkrafttreten des Gesetzes gut zu überlegen.
energate: Herr Neukom, Sie waren an der Pressekonferenz von Sonntag sehr gerührt vom Ausgang der Abstimmung (
energate berichtete). Wie geht es Ihnen heute, mit ein paar Tagen Abstand?
Neukom: Ich freue mich immer noch sehr über das Resultat.
energate: Die Zustimmung war sehr hoch, für manche eher überraschend. Was, denken Sie, hat den Ausschlag für die hohe Zustimmung gegeben?
Neukom: Offenbar hat die Angstmacherei der Gegner nicht verfangen. Ich deute das Resultat als starkes Bekenntnis der Zürcherinnen und Zürcher zum Klimaschutz.
energate: Gegner des Energiegesetzes hoffen nun, dass Sie das Gesetz "fair" umsetzen, insbesondere was die technische Beurteilung des Ersatzes von fossilen Heizungen durch Wärmepumpen angeht. Wie beurteilen Sie diesen Wunsch?
Neukom: Die Verordnung liegt ja bereits vor. Sie zeigt, dass der Regierungsrat das Gesetz mit Augenmass anwenden will. Umsetzen werden es die Gemeinden. Und da bin ich zuversichtlich, dass sie dies bürgerfreundlich tun werden.
energate: Sowohl Befürworter als auch Gegner warnen vor Leerkündigungen. Wie wollen Sie solche vermeiden?
Neukom: Ich habe immer betont, dass es aufgrund des Gesetzes nicht zu einer einzigen Leerkündigung kommt. Um die Heizung zu ersetzen, muss man den Mieterinnen und Mietern nicht kündigen. Der Heizungsersatz ist allenfalls ein Vorwand für eine Luxussanierung, um die Rendite der Liegenschaft zu erhöhen. Um solche Rendite-Leerkündigungen zu verhindern, müsste das Mietrecht angepasst werden.
energate: Kritiker befürchten, es könnte nun einen Run auf fossile Heizsysteme geben, da das Gesetz ja erst gegen Mitte 2022 in Kraft treten soll. Teilen Sie diese Befürchtung?
Neukom: Ich hoffe einfach, dass die Leute gut rechnen, bevor sie wieder eine fossile Heizung einbauen. Wir haben ja jetzt aufgezeigt, dass sich das langfristig meist gar nicht lohnt. Zudem ist in Zukunft ein Haus mit einer Ölheizung klar weniger wert als ein Haus mit moderner, klimaneutraler Heizung. Auch aus dieser Perspektive ist es also nicht empfehlenswert, jetzt noch schnell eine neue Ölheizung einzubauen.
energate: Könnte die Zustimmung fürs Energiegesetz in Zürich Signalwirkung für andere Kantone haben?
Neukom: Ich denke schon, dass das klare Abstimmungsergebnis dem Klimaschutz auch in anderen Kantonen Schub verleiht. Es sind jetzt noch acht Kantone, welche noch keine Regelung zum Heizungsersatz haben. Ich hoffe, dass es da nun auch vorwärts geht.
Die Fragen stellte Michel Sutter.