Santiago (energate) - Chile bringt sich als potenzieller Wasserstofflieferant für Europa weiter in Stellung. Das südamerikanische Land will in Zusammenarbeit mit den Niederlanden einen Exportkorridor für grünen Wasserstoff nach Europa schaffen. Hierzu findet im Januar in Chile die "H2-Mission" mit einigen grossen Akteuren des europäischen Energiesektors statt. Gemeinsam wollen die Projektbeteiligten mit den Unternehmen wie Engie, Total, Siemens, RWE, Linde oder Statkraft die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen Export-Import-Korridor für saubere Energie zwischen Chile und Europa erörtern. Hierbei solle dem Rotterdamer Hafen eine zentrale Rolle zukommen, teilte Pro Chile als für die internationale Förderung des Landes zuständige Regierungsagentur mit. Neben einer künftigen Lieferkette von grünem Wasserstoff sollen aber auch Fragen der Zertifizierung, der Regulierung, des Handels oder des Humankapitals im Mittelpunkt stehen, hiess es.
Chile: 1,8 Mio. MW an erneuerbarer Erzeugungskapazität
Mit der stärksten Sonneneinstrahlung der Welt und Winden auf dem Festland, die mit den Offshore-Potenzialen in anderen Gebieten konkurrieren können, verfügt Chile über die Voraussetzungen, um mehr als 1,8 Mio. MW an erneuerbarer Energie zu erzeugen. Dies entspreche dem 75-Fachen des Bedarfs für den Inlandsverbrauch, so Pro Chile. Parallel zu diesem Exportpotenzial hat das Land 2020 seine nationale H2-Strategie ins Leben gerufen, mit dem Ziel bis 2030 führend in der Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse zu sein und den weltweit preisgünstigsten grünen Wasserstoff zu einem Preis von unter 1,5 US-Dollar pro Kilogramm H2 zu erzeugen. "Chile ist ein Land mit grossem Potenzial, insbesondere bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff und Derivaten wie grünem Ammoniak, Methanol und synthetischen Kraftstoffen. Wir sind davon überzeugt, dass das Land zu einem wichtigen Lieferanten der Energiequellen der Zukunft werden kann, der einen wesentlichen Teil der erwarteten Nachfrage in den Niederlanden und anderen europäischen Ländern decken kann", sagte Monica Swanson, Senior Business Manager, Wasserstoff International, für den Hafen von Rotterdam.
Hafen Rotterdam als wichtige Wasserstoff-Drehscheibe in Europa
So wollen die Niederlande und Chile zunächst Optionen prüfen, wie sich in Südamerika erneuerbar erzeugter Wasserstoff in Richtung Rotterdam exportieren und von dort aus effizient in die verschiedenen Länder Europas verteilen lässt. Über den Rotterdamer Hafen, der als grösster Industriekomplex Europas gilt, wird derzeit rund 13 Prozent der gesamten in Europa verbrauchten Energie eingeführt. Künftig soll dort auch ein über 20 Hektar grosses Areal für den Umschlag von Wasserstoff und regenerativer Kraftstoffe entstehen (
energate berichtete). Erste Abnahme-Vereinbarungen hat der Hafen bereits mit Portugal (
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energate berichtete). Zudem liegen erste Überlegungen für eine Pipeline für den Wasserstoff-Transport in Richtung Nordrhein-Westfalen auf dem Tisch (
energate berichtete). Auch die deutsche Bundesregierung hatte seinerzeit das Wasserstoffexportpotenzial von Chile erkannt und bereits im Juni 2021 eine gemeinsame Wasserstoff-Taskforce mit dem Land gegründet (
energate berichtete). /ml