Glarus (energate) - Die Technischen Betriebe Glarus (TB Glarus) bereiten sich auf mögliche Engpässe in der Gasversorgung vor. Bei Schwierigkeiten soll im äussersten Fall auf Öl umgestellt werden. Schwieriger gestaltet sich dem Unternehmen zufolge die langfristige Perspektive. In den nächsten Tagen will der Energieversorger ausserdem über Preiserhöhungen informieren. Der erwartete Gasbedarf für das laufende Jahr ist laut den TB Glarus zwar zum grössten Teil gedeckt. Je nach Entwicklung in Osteuropa rechnet das Unternehmen allerdings noch in dieser Heizperiode mit schwierigen Versorgungssituationen, im schlimmsten Fall sogar mit Engpässen. Das schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung zur Information an die Kunden. Die Beschaffungskosten für Erdgas könne das Unternehmen in dieser angespannten Situation nicht beeinflussen, heisst es darin. Deshalb müssten die TB Glarus die Preise um bis zu 80 Prozent gegenüber Jahresanfang erhöhen. Die Kunden sollen in den nächsten Tagen dazu informiert werden.
Das Gas für seine Kunden beschafft der Glarner Energieversorger nach eigenen Angaben über dessen Schweizer Partner, die wiederum primär auf den Märkten in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Italien einkauften. Der Anteil des russischen Gases in diesen Märkten sei unterschiedlich hoch und die EU sowie die europäischen Länder arbeiteten mit Hochdruck daran, Abhängigkeiten zu reduzieren und Bezugsmöglichkeiten breiter abzustützen. "Dabei spielt Flüssigerdgas (LNG) eine wichtige Rolle, da auf diese Weise Gas aus den unterschiedlichsten Weltregionen beschafft werden kann", schreiben die TB Glarus.
Ausfälle würden Ende der Transportkette zuerst treffen
Die Schweiz sei aufgrund ihrer Lage sehr gut ins europäische Gasfernleitungsnetz eingebunden. Im Glarnerland im Speziellen, welches am Ende einer Transportkette liege, ist die Netzsituation laut dem Unternehmen aber teilweise ungünstig: Die Kapazitäten seien zwar in den vergangenen Jahren deutlich erhöht worden, doch Engpässe führten zuerst am Ende des Transportnetzes zu Versorgungsausfällen. Um schwierigen Situationen vorzubeugen, bereitet das Unternehmen Zweistoffanlagen vor, welche die Umstellung auf Öl ermöglichen.
"Eine noch grössere Herausforderung ist aber, die Versorgung für den Winter 2022/23 sicherzustellen", schreiben die TB Glarus. Die Vorbereitungen dazu seien gestartet und die Branche koordiniere gemeinsam ihre Aktivitäten. In Bezug auf die Schweiz nennt das Unternehmen die Massnahmen des Bundesrats von letzter Woche (
energate berichtete). Diese seien für die Gaswirtschaft hilfreich. Dass die Akteure dadurch nun gemeinsam ausserordentliche Beschaffungen tätigen könnten, welche bislang aus kartellrechtlichen Gründen untersagt waren, erlaube es Schweizer Unternehmen, auf den europäischen Märkten stärker aufzutreten. /yb