Brüssel (energate) - Belgien verschiebt den geplanten Ausstieg aus der Kernenergie bis ins Jahr 2035. Das hat die belgische Regierung am 18. März beschlossen. Ohne Atomenergie wäre die Stromversorgungssicherheit im Königreich aufgrund des Kriegs in der Ukraine nicht mehr zu gewährleisten, so die Begründung. Eigentlich hatte die belgische Regierung geplant, bis Herbst 2025 endgültig aus der Atomkraft auszusteigen. Nun sollen zumindest die zwei jüngsten der insgesamt sieben Atommeiler im Land - Doel 4 und Tihange 3 - bis Ende 2035 am Netz bleiben. "Wir entscheiden uns für Sicherheit in unsicheren Zeiten", sagte Premierminister Alexander De Croo zur Begründung. Nach den bisherigen Planungen sollte ein neues, aber umstrittenes Gaskraftwerk die wegfallenden Kapazitäten ersetzen (
energate berichtete). Dass für Belgien der Verzicht auf Kernenergie schwieriger ist als für Deutschland, zeigt ein Vergleich des Strommix beider Länder. Belgien deckt etwa 47 Prozent der Stromnachfrage durch Atomkraft, 30 Prozent stammen aus Erdgas und 22 Prozent aus Erneuerbaren.
NRW fordert Sicherheitschecks
Nach der Entscheidung der belgischen Regierung, die Laufzeiten zu verlängern, kommen aus Nordrhein-Westfalen Forderungen nach einer Sicherheitsüberprüfung der Kernkraftwerke. "Um verlorenes Vertrauen in die Sicherheit der dann am Ende 50 Jahre alten Anlagen zurückzugewinnen, werden wir auf Transparenz bei der Entscheidung, eine umfassende grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung und strenge Massstäbe bei der umfassenden Sicherheitsüberprüfung drängen", teilte das Landesministerium für Wirtschaft und Energie mit. Zwischen Deutschland und Belgien hatte es wegen vermeintlich pannenanfälliger Reaktoren in Belgien immer wieder Diskussionen gegeben (
energate berichtete). /rl/kw