Bern/Basel (energate) - Das bidirektionale Laden von Elektrofahrzeugen kann helfen, das Stromnetz zu entlasten. Ein Praxistest in Basel hat laut Bund die positiven Effekte der Technologie aufgezeigt. Das schreibt das Bundesamt für Energie (BFE) in seinem Blog mit Verweis auf einen Fachartikel. Der Test der V2X-Nutzung wurde demnach in der Überbauung Erlenmatt-Ost in Basel mit 200 Wohnungen für 650 Menschen durchgeführt. Die Siedlung ist gleichzeitig eine der grössten Solarstrom-Eigenverbrauchsgemeinschaften. Die Energiegenossenschaft ADEV testete dort die Vermietung zweier E-Autos, die auch als Speicher für den intern erzeugten Strom dienten. Dabei wird "überschüssiger" Solarstrom tagsüber in der Autobatterie zwischengespeichert und am Abend ins Lokalnetz eingespeist.
Dem Blogbeitrag zufolge hat der Test nun gezeigt, dass die V2X-Nutzung zwar den Eigenverbrauch des Areals leicht erhöht habe, dabei aber "die Verbrauchsspitzen deutlich reduzieren konnte". Zu diesem Zweck wurde die Nutzungsgrundgebühr pro Stunde von 18 bis 22 Uhr versuchsweise auf 16 Franken verdoppelt. In den übrigen Stunden wurde sie von acht Franken auf null reduziert, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen. Damit ging die Nutzungsdauer in der besagten Zeitspanne von 15 auf drei Prozent zurück, wie Forscher der ZHAW feststellten. Die stellten auf Basis des Basler Projekts auch eine Simulationsrechnung an, welche Effekte mit grösseren Elektromobil-Flotten erzielt werden könnten.
Spareffekte mit grösserer Flotte
Gemäss diesen Berechnungen kann eine Flotte aus 59 Fahrzeugen die Bezugsspitzen aus dem externen Stromnetz auf die Hälfte reduzieren. Auch kleinere Flotten mit 15 oder 29 Fahrzeugen zeigten deutliche Entlastungeffekte. Nach Angaben des leitenden Professors David Zogg widerlege das die landläufige Behauptung, Elektromobile würden das Stromnetz zusätzlich belasten. "Im Gegenteil, mit bidirektionalem Laden kann es sogar entlastet werden", betont der Gründer von Smart Energy Control im Fachartikel. Darin wird weiter ausgewiesen, dass die ADEV als Betreiberin des ZEV Erlenmatt-Ost auch finanziell profitieren könne. Denn gemäss Beispielrechnung der ZHAW-Forschenden könnte die ADEV durch Nutzung der V2G-Technologie heute rund 8 Prozent der jährlichen Stromkosten sparen und in Zukunft mit optimierten Elektromobilen sogar 10 Prozent.
Weitere Forschungsprojekte laufen
Neben dem Test in Basel unterstützt das BFE auch das Projekt V2X Suisse, mit dem sieben Akteure aus verschiedenen Branchen dem bidirektionalen Laden Schub verleihen wollen in der Schweiz (energate berichtete). In Forschungsprojekten, die das BFE fördert, werden zudem weitere Aspekte von V2X untersucht. Darunter sind die optimale Kombination von Carsharing und V2X, die digitale Einbindung ins Netzmanagement von Fahrzeugen an unterschiedlichen Standorten oder auch Anreize für Autobesitzer, das Fahrzeug netzdienlich zur Verfügung zu stellen. /at