Ilmenau (energate) - Im Extremfall könnten Stadtwerke in Deutschland bis zu 60 Prozent des Erdgasbezugs in der Wärmeversorgung einsparen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit aufrechterhalten. Das ergab eine Kurzstudie des Institutsteils angewandte Systemtechnik (AST) des Fraunhofer IOSB. Eine industrielle Nutzung von Erdgas wurde im Rahmen der Studie nicht berücksichtigt. Grundlage für die simulative Untersuchung seien reale Anlagedaten und Versorgungsszenarien mehrerer Stadtwerke aus dem November 2021, teilte das Institut mit. Dazu berücksichtigt das Impuls-Papier verfügbare Technologien zur Kompensation der Knappheit, die ohne technische Erweiterungen an den bestehenden Erzeugungsanlagen genutzt werden können.
In den berechneten Szenarien werde die Erdgasmangellage durch eine erhöhte Strombeschaffung kompensiert, die über die Spotmärkte beschafft werde, heisst es weiter. Durch die daraus resultierenden Preissteigerungen am Spotmarkt stiegen die Gesamtkosten um rund 35 Prozent gegenüber dem Erdgasbezugsszenario. Nicht berücksichtigt wurde in der Analyse, ob die benötigten Strommengen zur Substitution am Markt verfügbar sind und ob deren Transport und Verteilung über die elektrischen Netze möglich ist, so ein Sprecher des Instituts auf energate-Anfrage.
BDEW-Schätzung deutlich übertroffen
Mit dem ausgewiesenen Einsparpotenzial von 60 Prozent liegt das Ergebnis der Fraunhofer-Kurzstudie deutlich über der Schätzung des BDEW (
energate berichtete). Hier betrug das kalkulierte Reduktions- und Substitutionspotenzial im Bereich der öffentlichen Versorgung nur rund 36 Prozent. Vorgestellt wird die Kurzstudie im Rahmen der E-world vom 21. bis zum 23. Juni am Stand des Fraunhofer IOSB-AST. /pf