Wien (energate) - Die Austrian Strategic Gas Storage Management GmbH (ASGM) hat eine Marktinformation für die zweite Ausschreibung einer strategischen Gasreserve veröffentlicht. Am 22. Juli startet die Angebotsphase für ein Gesamtvolumen von 12,3 TWh. Sie endet am 25. Juli für das Produkt "Speicherkapazität" und am 26. Juli für die Produkte "Gas im Speicher" und "Commodity Baseload". Die Produkte entsprechen denen der ersten Ausschreibung vom Mai dieses Jahres.
Bei dem Produkt "Speicherkapazität" stellen Bieter ASGM lediglich die Speicherkapazität sowie die erforderliche Ein- und Ausspeicherleistung zur Verfügung. ASGM kontrahiert die Kapazität für das laufende Speicherjahr ab dem 1. August sowie die beiden kommenden Speicherjahre. Die notwendigen Gasmengen beschafft ASGM mit dem Produkt "Commodity Baseload", bei dem Monatsbänder für August, September und Oktober 2022 entweder am virtuellen Handelspunkt des österreichischen Marktgebietes Ost (CEGH VHP) oder am deutschen THE VHP geliefert werden. Das dritte Produkt "Gas im Speicher" bedeutet, dass ASGM in einem Speicher Erdgas sowie die notwendige Ausspeicherleistung zur Verfügung gestellt wird. ASGM kann die Produkte entsprechend den angebotenen Preisen beliebig mischen. Bei der ersten Ausschreibung wurde die reine Speicherkapazität nur in geringem Umfang angeboten.
Änderungen sollen mehr Angeboten anziehen
Bei der ersten Ausschreibung konnte ASGM lediglich 7,7 TWh der ausgeschriebenen 12,6 TWh kontrahieren (
energate berichtete). Die Ausschreibungskonditionen wurden jetzt angepasst, um ein grösseres Angebot zu attrahieren. So verzichtet ASGM auf eine Unterscheidung der Bereitstellung der Reserve in den Marktgebieten Ost und Vorarlberg/Tirol. Der Speichermanager wird im Bedarfsfall die Bereitstellung in den notwendigen Gebieten organisieren. Auch dadurch wird eine Einbeziehung weiterer Speicher in die Ausschreibung möglich. Neu ist der slowakische Speicher Lab IV. Angebote für diesen Speicher sollen aber mit Ein- und Ausspeicherung in das Marktgebiet Ost abgegeben werden.
Neu mit einbezogen wurde auch der Speicher Haidach, der aktuell nur an das deutsche Netz angeschlossen ist. An einem möglichst schnellen Anschluss an das österreichische Netz wird gearbeitet. In Haidach vermarkten der russische Betreiber der Gazprom-Gruppe GSA und der Speicherbetreiber von Securing Energy for Europe (Sefe, früher Gazprom Germania) Kapazität. Im Fokus steht die von GSA vermarktete Arbeitsgaskapazität von 21 TWh, da dieser Teil des Speichers komplett leer steht. Österreich hat - ähnlich wie in Deutschland - ein Use-it-or-Lose-it-Prinzip eingeführt, das es erlaubt, Betreibern die nicht genutzte Kapazität zu entziehen. Die österreichische Regulierungsbehörde E-Control hat den entsprechenden Prozess gestartet. ASGM hofft wohl, dass Unternehmen rechtzeitig zur Gebotsperiode in der Lage sind, entsprechende Kapazität zu buchen. Der Vollständigkeit halber: Der von Astora vermarktete Teil ist zu 51,65 Prozent gefüllt, der Betreiber hat - anders als GSA - nach Einschätzung von Marktteilnehmern mehr als einen Kunden. Diese Kunden könnten sich an der Ausschreibung beteiligen.
ASGM hat weitere Anpassungen bei den Konditionen vorgenommen. Die Mindestkapazität für das Arbeitsgasvolumen wurde von 100 GWh auf 50 GWh halbiert, die Ausspeicherung muss nur noch in 120 und nicht in 90 Tagen möglich sein. Zuletzt: Optional können die Bieter der Produkte "Gas im Speicher" und "Commodity Baseload" eine Erklärung abgeben, dass die angebotenen Gasmengen nicht russischen Ursprungs sind. Diese Erklärung wird bei der Bewertung der Angebote positiv berücksichtigt.
Unsicherheit über Nord-Stream-Flüsse
Bei der ersten Ausschreibung hat ASGM für die strategische Gasreserve 958 Mio. Euro bezahlt. Aktuell sind die Handelspreise für Gas deutlich höher als zum Zeitpunkt dieser ersten Ausschreibung. Dies liegt in erster Linie an der Unsicherheit über die Flüsse in der Nord Stream nach Ende der Wartung am 21. Juli. Das neue Verfahren findet direkt danach statt. Sollten dann die Mengen auf dem aktuellen oder sogar auf einem höheren Niveau fliessen, könnten die Preise wieder deutlich sinken. Wenn nicht, werden vermutlich die Preise extrem weiter steigen, was die Kontrahierung einer weiteren strategischen Reserve schwierig machen könnte. Insgesamt strebt Österreich eine strategische Reserve von 20 TWh an. Sollte die angekündigte Ausschreibung erfolgreich sein, wird dieses Niveau erreicht. Die konkreten Ausschreibungsunterlagen werden am 15. Juli veröffentlicht. /hl