Zürich (energate) - Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) erachtet die vom Bund geplanten Reservekraftwerke für sinnvoll. Allerdings seien erneuerbare Reserven, etwa in Form von Hydroreserven, gegenüber fossilen Kraftwerken zu bevorzugen, schreibt die SES auf energate-Nachfrage. Fossile Kraftwerke sollten erst in ultima ratio zum Einsatz kommen und das bestehende Umweltrecht nur in absoluten Notlagen ritzen, so die SES gegenüber energate. Zudem sei es wichtig, dass die geplanten Ausnahmeregelungen auf den jeweiligen Winter begrenzt und nur bei explizitem Bedarf um einen Winter verlängert würden. "Die entstehenden zusätzlichen CO2-Emissionen sollten im Inland kompensiert werden", fordert die SES.
Auch Grünen-Nationalrat Kurt Egger ist wenig angetan von der Idee, etwaige Reservekraftwerke mit fossilen Energien zu betreiben. "Mit Öl betriebene Reservekraftwerke verursachen einen viel zu hohen Ausstoss an CO2-Emissionen", so Egger gegenüber energate. "In der jetzigen Situation sollten wir zuerst andere Massnahmen ergreifen. Insbesondere sollte sich die Schweiz dem Gaseinsparziel der EU von 15 Prozent anschliessen."
Egger und Grüne wollen Einschränkung des Stromexports
Egger und seine Partei fordern zudem, dass die vorgesehene Wasserkraftreserve von den geplanten 500 Mio. kWh auf 2 Mrd. kWh aufgestockt wird. Das entspreche etwa einem Viertel der gesamten Füllstandmenge der Schweizer Wasserspeicher, so Egger: "Diese sind aktuell grundsätzlich ausreichend gefüllt." Das Wasserkraftgesetz sehe vor, dass der Bundesrat die Reserve auch in der von den Grünen geforderten Höhe verfügen könne, indem er den Stromexport durch die Versorger einschränke. "Ebenso sollte der Bundesrat Auktionen ausschreiben, indem Grossverbraucher Gasverbrauchsreduktionen anbieten können und dafür entschädigt werden", findet Egger.
Für die SES liegt die mittelfristige Lösung im beherzten Ausbau erneuerbarer Energien sowie dem Forcieren von Energieeffizienz und -suffizienz. "Die Schweiz ist - abgesehen von der aktuellen Energiekrise - immer noch zu sehr abhängig von in die Jahre gekommenen Grosskraftwerken", schreibt die Stiftung. "Wir begrüssen deshalb, dass der Bund nun auch vorwärts macht beim Bereitstellen von Brachflächen in Bundesbesitz für den Bau von Photovoltaikanlagen." Hier sollte der Zubau so rasch als möglich vorangetrieben werden und auch die Kantone und Gemeinden zur kostenlosen Abgabe ihrer Flächen aufgefordert werden, so dass die Notwendigkeit von Reservekraftwerken in den nächsten Jahren rasch wieder abnehme, findet die SES. Das Gleiche gelte für Massnahmen im Bereich Energieeffizienz und dem Energiesparen durch Verhaltensänderungen, wo noch sehr grosse und zum Teil rasch erschliessbare Potenziale schlummerten.
Der Bundesrat hat am 17. August beschlossen, dass das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Vertragsverhandlungen mit den möglichen Anbietern von Reservekraftwerken führen können (
energate berichtete). Die Kraftwerke sollen bereits im kommenden Spätwinter bereitstehen. Die Anlagen sollen aufgrund der unsicheren Gasversorgungslage auch mit Öl betrieben werden. Für deren Betrieb will der Bundesrat die Luftreinhalteverordnung temporär aussetzen. /ms