Stephenville/Kanada (energate) - Deutschland und Kanada wollen bis spätestens 2030 eine Lieferkette für grünen Wasserstoff über den Atlantik aufbauen. Dies ist die Absicht des Wasserstoffabkommens, dass beide Länder zum Abschluss eines Besuches von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beschlossen. Erste Lieferungen von grünem Wasserstoff oder entsprechenden Derivaten wie etwa Ammoniak sollen bereits ab 2025 erfolgen.
Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau erklärte, die Technologien zur Wasserstofferzeugung seien nicht neu. Der russische Angriff auf die Ukraine habe aber die Notwendigkeit erhöht, sie marktfähig zu machen. "Der Übergang zur Senkung unserer CO2-Emissionen und dazu, Öl und Gas aus Russland in Europa zu ersetzen und den Übergang zu sauberer Energie zu schaffen, geschieht jetzt", so Trudeau. Der grüne Wasserstoff für den Export nach Deutschland soll vor allem in den kanadischen Provinzen Neufundland und Labrador, Nova Scotia und New Brunswick an der Atlantik-Küste mittels Windkraft entstehen.
Unternehmen schliessen Partnerschaften
Das Abkommen sieht auch gemeinsame Forschungsaktivitäten vor auch wollen beide Seiten die Zusammenarbeit von Unternehmen stärken. Dazu passt ein Partnerschaftsabkommen, dass der Technologiekonzern ABB und der kanadische Wasserstoffspezialist Hydrogen Optimized Inc im Rahmen der Reise eingingen. Ziel ist, die Technologie für die Produktion von Wasserstoff in grösserem Massstab voranzubringen. Zuvor hatten bereits die Energieunternehmen Eon und Uniper gemeinsamen mit dem kanadischen Unternehmen Everwind Fuels eine Partnerschaft abgeschlossen (
energate berichtete).
Mit dem Abkommen wollen Deutschland und Kanada zudem gemeinsam Codes, Standards und Vorschriften für Erzeugung, Vertrieb und Handel von Wasserstoff stärken. Konkret geht es auch um die Entwicklung einer Methode um zu bestimmen was etwa CO2-armer und was grüner Wasserstoff ist. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach von einem Meilenstein, "um den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff zu beschleunigen und den Weg freizumachen für neue transatlantische Kooperationsprojekte". Mit dem Abkommen vertiefen beide Seiten die bereits im vergangenen Jahr abgeschlossene Energiepartnerschaft.
Kanada ist auch ein grosser Förderer von Erdgas. Abkommen über Lieferungen etwa von LNG gab es während der Reise aber nicht. Ein Grund ist die fehlende Exportinfrastruktur an der Ostküste Kanada. /kw