Lynus verspricht durch die Komplettlösung einen um 20 Prozent geringeren Energieverbrauch, 25 Prozent weniger CO2-Emissionen und eine Steigerung des Autarkiegrads um 30 Prozent. (Foto: Lynus AG)
Tuggen/SZ (energate) - Volatile Preise und unsichere Aussichten treiben den Ausbau der Erneuerbaren an - und damit die Digitalisierung. Diese Erfahrung macht derzeit auch das Jungunternehmen Lynus, dessen Komplettlösung die Energieproduktion und den -verbrauch von Gebäuden optimiert. Das Start-up entwickelt Software zur datengetriebenen Optimierung und baut den dazugehörigen Batteriespeicher. Beides bildet die Grundlage für die Integration weiterer Komponenten, die Lynus zukauft und seinen Kunden ebenfalls anbietet: E-Ladeinfrastrukur, PV-Komponenten und Elektroheizungen bzw. Wärmepumpen.
Bis zu einem Viertel weniger CO2
Daten zu Erzeugung, Verbrauch, Nutzern, Wetter und Gebäuden fliessen in der Lynus-App zusammen, um damit die Umgebungsbedingungen des Gebäudes für bis zu zehn Tage vorauszusagen und optimiert zu steuern. Die Plattform errechnet mittels sogenannter "Random Forest Algorithmen" den energieoptimalen Betrieb des Gebäudes. Daraus leitet es alle 15 Minuten einen Fahrplan ab und sendet diesen an das Echtzeitsystem, also die elektrischen und thermischen Geräte des Gebäudes. Die Steuerung des Echtzeitsystems sei ein USP von Lynus, so CEO Philipp Hecht. "Die Berechnung des optimalen Betriebs ist eine Herausforderung, die Ansteuerung der diversen Geräte im Haus ist aber mindestens so eine grosse Schwierigkeit und braucht sehr viel Wissen darüber, wie sämtliche Geräte bei gegebener Interaktion funktionieren."
Lynus verspricht durch die Komplettlösung einen um 20 Prozent geringeren Energieverbrauch, 25 Prozent weniger CO2-Emissionen und eine Steigerung des Autarkiegrads um 30 Prozent. Die Vernetzung im Haus und die Voraussicht mit Wetterdaten sind laut dem Unternehmen die wichtigsten Treiber für die Einsparungen. "Die Effekte wurden empirisch in Projekten nachgewiesen und so auch beim Technologiefonds des Bundes eingegeben, welcher nun bis im November prüft, ob unsere Technologie entsprechend gefördert wird", so Hecht.
Energieversorger als Partner
Hauptzielgruppen des Unternehmens sind Elektrofachpartner und Solarmonteure sowie Unternehmen, welche Gesamtlösungen für ihre Kunden anbieten. Dazu gehören Hecht zufolge auch Energieversorger. Ein wichtiger IT- und Energiepartner für Lynus sei Axpo. Sie betreibt die Plattform und garantiere die nötige Stabilität.
Die Produktentwicklung von Lynus findet am Hauptsitz in Tuggen und im Val Müstair statt, das Assembling der Batterie mit der Software geschieht ebenfalls an Standorten in der Schweiz. Laut Hecht wird das Unternehmen - abhängig von der Nachfrage - Partner für das Assembling in verschiedenen Regionen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich aufbauen. "In der Schweiz wird das voraussichtlich Dätwyler in Altdorf sein", so Hecht. "In Deutschland sind wir gerade in Verhandlungen mit einem grösseren Anbieter."
Private und Industrie wollen möglichst autarke Lösungen
Laut Hecht ist das Unternehmen auf Expansionskurs. "Obwohl Unsicherheit und Angst selten gute Ratgeber sind, hilft uns die momentane Versorgungsunsicherheit enorm, dass sich zumindest private Gebäudebesitzer für eine möglichst autarke Lösung interessieren", sagt er. Die stark steigenden und volatilen Energiepreise täten das Übrige, dass sich eine solche Investition rechne. Stromnutzer im industriellen Bereich überlegten sich aus Kosten- und Versorgungsgründen vermehrt, die Eigenproduktion von Strom auszubauen.
Die hohe Nachfrage wirft auch die Frage nach den Grenzen der heutigen Firmenstruktur auf. Lynus werde relevantes Wachstum nur über Partner erreichen können, sagt Hecht. "Unser Fokus liegt darum im Ausbau der Vertriebspartner in den nächsten Monaten im DACH-Raum." Für diesen Ausbau hat Lynus ein Crowdinvesting lanciert, das die nötigen Ressourcen generieren soll. Auf Produktseite strebt das Unternehmen eine Anbindung an den Regelenergiemarkt an. Dass lange Wartezeiten in der Lieferkette das Wachstum bremsen, befürchtet Hecht nicht. "Bis jetzt können wir unsere Projekte bestens beliefern", sagt er. Das liege sicher auch an den teils jahrelangen Lieferantenbeziehungen. "Wir verfolgen den Ansatz von 'nearshoring', weil wir nicht nur Energie-Einsparungen predigen möchten", so Hecht. /yb
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