Wien (energate) - Energieunternehmen müssen allen Haushalten und Kleinunternehmen bei Antragstellung einen Grundversorgungstarif für Strom und Gas anbieten, betonte der Verbraucherschutzverein (VSV). Jedes andere Vorgehen sei gesetzeswidrig, so VSV-Obmann Peter Kolba. Denn die Bevölkerung habe einen Anspruch auf eine Energie-Grundversorgung, ohne Nachweise für ein niedriges Einkommen erbringen zu müssen.
Bei Wien Energie wird aktuell für Haushalte und Kleinunternehmen, die gegenüber dem Energieversorger schriftlich eine Grundversorgung einfordern, der "Optima Entspannt"-Tarif in Höhe von 28,92 Cent/kWh verrechnet. Dieser Tarif ist damit doppelt so teuer sei wie der bisherige "Optima"-Tarif kritisierte die Arbeiterkammer Wien (
energate berichtete). Nicht nur Energielieferanten, sondern auch Netzbetreiber sind per Gesetz verpflichtet, die Stromlieferung nicht zu unterbrechen. Mit der gesetzlich verordneten Grundversorgung sind beim Verbund statt 40 Cent nur 15 Cent/kWh zu bezahlen.
Energiekostenersparnis von 1.000 Euro pro Jahr
Beim VSV treffen laut Eigenangabe zahlreiche Beschwerden ein, dass Energieanbieter Einkommensbelege verlangen oder auf den Antrag zur Grundversorgung nicht reagieren würden. Wenn das nicht "im Guten funktioniere, müssen Haushalte und Kleinunternehmen ihr Recht gerichtlich durchsetzen", rät Kolba. Damit könnten jährlich rund 1.000 Euro und mehr an Energiekosten eingespart werden.
OÖ und Steiermark: Weniger Widerstand bei Versorgern
Energo, laut Eigendefiniton ein Energiepool, der sich um die besten Energielieferkonditionen für seine Mitglieder kümmert, bereitet sich seit Dezember auf das "Worst Case Szenario" bei den Energiepreissteigerungen vor. Die Energieexperten unterstützen derzeit vor allem Haushalte und Kleinunternehmer in Oberösterreich und der Steiermark beim Wechsel in die Grundversorgung. Anfangs hat es starke Widerstände von Energielieferanten gegen Anträge auf Grundversorgung gegeben.
"Das ist mittlerweile nicht mehr so", erklärte Energo-Chef Florian Kanzler gegenüber energate. Dennoch werden nach wie vor oftmals die "Prozesse sehr verkompliziert". Dazu zählten nicht anerkannte Vollmachten von Kunden, "willkürlicher" Schriftverkehr und lange Wartezeiten bis zum Vertragsabschluss.
Klagewelle für Energieversorger
Immer mehr Personen und auch Unternehmen können die massiv gestiegenen Strom- und Gaspreise nicht mehr bezahlen. Die Energiepreise für Haushalte sind laut der österreichischen Energieagentur gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent gestiegen (
energate berichtete). Viele namhafte Energieanbieter nützten die aktuellen Preisexplosionen am Energiemarkt teilweise "rechtswidrig" dazu aus, die eigenen Gewinnmargen auf Kosten der Verbraucher zu steigern, kritisierte Richard Eibl, Geschäftsführer des Prozessfinanzierers Padronus. Er rechnet daher mit einer Klagewelle gegen Energieversorger (
energate berichtete).