Bern (energate) - Eine Studie befasst sich mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Massnahmen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050. In allen drei angewandten Szenarien wächst die Schweizer Wirtschaft deutlich weiter. Das Bundesamt für Energie (BFE) fasst die Ergebnisse der
Studie in einer Mitteilung zusammen. Die verschiedenen Szenarien der Autoren vom Beratungsbüro Ecoplan beschreiben demnach unterschiedlich ausgestaltete Massnahmenpakete, mit denen die Schweiz die Klimaneutralität erreichen könnte. Sie messen sich zudem an der hypothetischen Annahme "Weiter wie bisher": Diese geht davon aus, dass die Schweiz das Netto-Null-Ziel verpasst. Sie blendet ausserdem jüngere klimapolitische Massnahmen hierzulande sowie im Ausland aus.
"Nichtstun" hätte keinen wirtschaftlichen Vorteil
Durch diese Entwicklung würden laut der Studie die Wohlfahrt und das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz jährlich lediglich um 0,04 bzw. 0,07 Prozent mehr wachsen als im Netto-Null-Hauptszenario. In diesem steigt die Wohlfahrt bis 2050 um 36 Prozent, das BIP um 33 Prozent. Das entspricht wie in den beiden anderen Szenarien einem jährlichen Wachstum von rund einem Prozent. In allen drei Szenarien nimmt auch die Beschäftigung zu.
Insgesamt unterscheiden sich die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft in allen Szenarien nur gering. "Das bedeutet, dass das Netto-Null-Ziel mit unterschiedlichen Massnahmenpaketen zu jeweils ähnlichen Kosten für die Volkswirtschaft erreicht werden kann", so das BFE.
Bau- und Energiesektor als Profiteure
Die Studie zeigt auch auf, wie die Massnahmen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 die Schweizer Wirtschaft verändern. Sie geht davon aus, dass sich der Strukturwandel weg von der energie- und treibhausgasintensiven Industrie hin zu den Dienstleistungen leicht verstärkt. Der Bau- und Energiesektor profitieren von den verstärkten Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien. In energieintensiven Sektoren geht die Studie von einem Rückgang der Beschäftigung aus.
Gleichzeitig hat der Umbau des Energiesystems positive Sekundäreffekte wie eine Abnahme der CO2-Emissionen, der Luftverschmutzung oder der Lärmbelastung durch den Strassenverkehr. Damit würden auch die damit verbundenen Kosten sinken, so die Studie.
Offene politische Fragen ausgeklammert
Keinen genauen Aufschluss gibt die Studie zu den Kosten, die durch die Klimaschäden entstehen. Dies liege daran, dass die Berechnung methodisch schwierig und sehr aufwändig sei. Das BFE hält zudem fest, dass die Analyse nicht den aktuellen Stand der Klimapolitik in der Schweiz spiegle und der Diskussion um die tatsächlichen klima- und energiepolitischen Massnahmen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels nicht vorgreife. Konkret bilden die Szenarien demnach Massnahmen wie eine Lenkungsabgabe auf Treibhausgase oder eine Erhöhung der bestehenden CO2-Abgabe auf Brennstoffe ab. Dies seien Massnahmen, die politisch derzeit nicht im Vordergrund stünden, so das BFE.
Schliesslich beinhaltet die Studie auch keine Massnahmen zur Entlastung gewisser Bevölkerungsgruppen oder zur Abschwächung unerwünschter Verteilungswirkungen. "Diese müssen bei der Ausgestaltung der künftigen Klima- und Energiepolitik berücksichtigt werden", teilt das BFE mit. /yb