Zürich (energate) - Die Schweizer Energieversorgung ist erheblich von geopolitischen Spannungen betroffen. Das zeigt das Resilienz-Barometer des Beratungsunternehmens Deloitte. Demnach reduzieren solche Spannungen und eine intensivierte Blockbildung die Resilienz der Schweizer Energieversorgung rasch.
Geopolitische Spannungen sind neben der Zunahme klimatischer Extremereignisse und einem globalen Pandemieausbruch eines von drei Szenarien, das Deloitte untersucht hat. Es handelt sich dabei um jenes Szenario, das die grössten Auswirkungen auf die Resilienz der Energieversorgung hat. Besonders schwach in diesem Szenario ist die Resilienz gemäss der Studie im Bereich Erdgas. Hier hätten die aktuellen Ereignisse die Ergebnisse der Studie teilweise vorweggenommen, schreiben die Studienautoren. Beim Erdgas komme erschwerend hinzu, dass die Schweiz kaum über Erdgasspeicher verfüge und diese teilweise auf ausländischem Boden angesiedelt seien. Etwas besser ist die Resilienz in Bezug auf die Beschaffung von Elektrizität.
Speichermöglichkeiten fangen Engpässe auf
Ebenfalls problematisch zeigt sich das Szenario Pandemieausbruch, und zwar in Bezug auf die Wartung von Kraftwerken. Diese nähmen Spezialisten vor, die teilweise aus dem Ausland anreisten, so die Studienautoren. Eine Pandemie, die Reisestopps zur Folge habe, habe daher empfindliche Auswirkungen auf die Instandhaltung der Infrastruktur. Über alle Szenarien hinweg warnen die Studienautoren denn auch vor der Anfälligkeit der Schweizer Energieversorgung. "Angesichts der zunehmend digitalisierten Wirtschaft ist eine anfällige Energieversorgung problematisch", so Ralph Wyss, Partner und Leiter des Industriebereichs Verteidigung, Sicherheit und Justiz bei Deloitte Schweiz. "Aktuell haben daher die meisten Unternehmen Massnahmen ergriffen, um den eigenen Verbrauch genauer zu verstehen und bereiten sich darauf vor, kurzfristig den Stromverbrauch zu senken und den Umgang mit Kontingentierung und Stromunterbrüchen zu planen."
Immerhin könnten dank der eigenen Speichermöglichkeiten von Elektrizität Engpässe in der Elektrizitätsbeschaffung aufgefangen werden, so das Fazit der Studienautoren. Die Studie unterscheidet denn auch bewusst zwischen dem Aufrechterhalten der heutigen komfortablen Situation und einer Grundversorgung, die nur noch das Notwendige erbringt. "Es zeigt sich erfreulicherweise, dass die Schweizer Wirtschaft mit wenigen Ausnahmen eine gute Grundversorgung sicherstellen kann", so Wyss. Die identifizierten Schwachstellen zeigten aber, dass Unternehmen und Behörden das Thema Resilienz breit angehen müssten. "Der aktuelle Fokus auf die Energieversorgung ist zwar wichtig, er wird der Breite der anstehenden Herausforderungen aber nicht gerecht", findet Wyss.
Für das Deloitte Resilienz-Barometer hat die Autorenschaft die Grundpfeiler einer funktionierenden Schweizer Wirtschaft in acht Bereiche zusammengefasst. Diese wurden wiederum in Unterbereiche aufgeteilt. Jeder Unterbereich wurde dann auf seine Widerstandskraft gegenüber den drei ausgewählten Szenarien untersucht. /ms