Bonn (energate) - Die vorzeitige Stilllegung von konventionellen Erzeugungskapazitäten hat zu einer Veränderung der Marktverhältnisse geführt. Der kumulierte Marktanteil der fünf grössten Stromerzeuger beim Stromerstabsatz stieg 2021 von 65,3 auf 66,5 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes hervor. Auch in diesem Bericht mit Fokus auf das vergangene Jahr bliebt der im Februar 2022 begonnene Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ein wesentlicher Aspekt. Denn seine Folgen hätten die Entwicklungen auf den europäischen und deutschen Strom- und Gasmärkten "auf den Kopf gestellt".
Konventionelle Kraftwerke liefern drei Fünftel des Stroms
Die deutschlandweite Nettostromerzeugung lag laut dem
Monitoringbericht im Jahr 2021 mit 551,3 Mrd. kWh über dem Niveau von 2020 (533,9 Mrd. kWh). Die Erneuerbareneinspeisung sank aufgrund der vergleichsweisen wind- und sonnenarmen Witterung um rund 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 219,7 Mrd. kWh. Nach dem Rekordjahr 2020 mit einem Erneuerbarenanteil am Bruttostromverbraucht bei 45 Prozent lag ihr Anteil 2021 bei lediglich 40 Prozent.
Für die nötige Stabilität mussten für die Stilllegung vorgesehene Kohlekraftwerke auf den Markt zurückkehren. Stein- und Braunkohlekraftwerke legten deutlich zu. So lieferten die Steinkohlekraftwerke im Vergleich zum Vorjahr 27,6 Prozent oder 11,1 Mrd. kWh mehr Strom, insgesamt 51,3 Mrd. kWh. Die Braunkohlekraftwerke produzierten sogar 19,3 Mrd. kWh oder 23,1 Prozent mehr Strom. Insgesamt kamen 102,8 Mrd. kWh Strom aus Braunkohlekraftwerken, das entspricht einem knappen Fünftel. Die Stromversorgung in Gaskraftwerken ging um 5,2 oder um 4,3 Mrd. kWh auf 77,8 Mrd. kWh zurück.
Trotz allen: Trend hin zu mehr Erneuerbaren
Trotz eines höheren Stromanteils aus den konventionellen Erzeugungsanlagen zeigt die Statistik der installierten Kapazitäten einen klaren Trend hin zu den Erneuerbaren auf. Laut Bericht machte der Zuwachs an regenerativen Erzeugungskapazitäten im Jahr 2021 etwa 7.500 MW aus. 2020 lag dieser Wert bei 6.700 MW. Den deutlichsten Anstieg erreichte die Photovoltaik mit 5.700 MW und Onshore-Windkraft 1.600 MW. Die nicht-erneuerbaren Erzeugungskapazitäten - Kernenergie, Braunkohle, Steinkohle, Erdgas, Mineralölprodukte, Pumpspeicher und sonstige Energieträger - nahmen hingegen um 5.400 MW ab. Bis Ende 2021 stiegen die installierten Nettowerte der Gesamterzeugungskapazitäten unter dem Strich auf 238.400 MW an. Davon sind 138.600 MW den Erneuerbaren und 99.800 MW konventionellen Energieträgern zuzuordnen. Bei den letzteren haben die Experten der Bundesnetzagentur sowohl die im Markt befindlichen Anlagen gezählt sowie Anlagen, die ausserhalb des Marktes agieren, beispielsweise die Netzreserve oder die vorläufig stillgelegten Kraftwerke.
Zu der Verknappung der inländischen Erzeugungskapazitäten kam in diesem Jahr noch die Gasverknappung infolge des Ukrainekrieges hinzu. Gerade in den Spitzenlastzeiten sei es aufgrund der geringen Erzeugungskapazitäten kaum möglich gewesen, teure Gaskraftwerke durch günstigere Anlagen zu ersetzen. Mit Blick auf die Versorgungssicherheit hatte der Bundestag auch die
Laufzeitverlängerung für die drei verbleibenden AKW bis zum 15. April 2023 beschlossen. /am