Berlin (energate) - Die Initiative Energien Speichern (Ines) blickt mittlerweile sehr optimistisch auf die Sicherheit der Gasversorgung in diesem Winter. Eine Gasmangellage in Deutschland sei zwar auf Basis des Ines-Gasmarktmodells nicht komplett auszuschliessen, aber "äusserst unwahrscheinlich", sagte Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke bei der Vorstellung der aktualisierten Szenarien für den Winter 2022/2023. Das liegt vor allem daran, dass der Verbrauch im November deutlich geringer ausgefallen ist als von Ines
prognostiziert.
"Und das ist nicht auf die Temperatur zurückzuführen, sondern auf ein verändertes Verbrauchsverhalten", erklärte Bleschke vor Journalisten.
"Unaufgeregtes Krisenmanagement"
Diese Einsparungen haben sich unmittelbar auf die aktuellen Speicherfüllstände ausgewirkt. "Wir haben zwar wie erwartet seit Monatsmitte Ausspeicherungen gesehen", so der Ines-Geschäftsführer. Diese seien aber deutlich niedriger gewesen als befürchtet. Aktuell sind die deutschen Gasspeicher laut Daten der Transparenzplattform AGSI+ zu 95,53 Prozent gefüllt. Auf dieser Grundlage liesse sich "unaufgeregt" über ein Krisenmanagement reden, meint Bleschke. Ines empfiehlt im Fall einer drohenden Gasmangellage, alle Massnahmen darauf auszurichten, eine zu starke Entleerung der Speicher zu vermeiden.
Das heisst konkret, wenn die Bundesnetzagentur zum Lastverteiler wird, sollte sie den nicht-lebenswichtigen Bedarf von Industrieunternehmen und Haushalten kürzen, ehe sie zusätzliche Ausspeicherungen anweist. Zur Sicherung des lebenswichtigen Bedarfs rät Ines in einem ersten Schritt zur Ausspeicherung von Mengen, die im Rahmen der Stategic Storage-Based Options (SSBOs) eingespeichert wurden. Dann sollten von THE eingespeicherte Mengen genutzt werden. Die Sicherung eines lebenswichtigen Bedarfs ist neben der Versorgung geschützter Kunden das zweite Kriterium für die vorrangige Gasversorgung im Krisenfall. Für das Kriterium fehlt aber eine genaue Definition.
Gassparen bleibt wichtig
Weniger optimistisch bezüglich des veränderten Verbrauchsverhaltens ist die Bundesnetzagentur, da die Einsparungen nach ihren Analysen gesunken sind. So hatte Klaus Müller, Präsident der Behörde, jüngst gemahnt, dies dürfe sich nicht fortsetzen und zu weiterem Gassparen aufgerufen (
energate berichtete). Bleschke wies darauf hin, dass im Dezember unter anderem die Stromerzeugung in Gaskraftwerken wieder zugenommen hat. Der Ines-Geschäftsführer sieht hier allerdings kein grösseres Problem, solange die "Marktkräfte wirken". Sprich, sinkt durch einen höheren Gasverbrauch der Füllstand in den Speichern, wird auch der Gaspreis wieder nach oben gehen. Dies werde dann den Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung wieder reduzieren.
Ausreichend LNG für die Speicherbefüllung?
Auch für eine ausreichende Wiederbefüllung der Speicher für den Winter 2023/24 sind die Voraussetzungen laut den Ines-Szenarien gut. Demnach ist die 40-Prozent-Füllstandsvorgabe "nur bei sehr tiefen Temperaturen herausfordernd". Voraussetzung dafür ist allerdings ein hohes LNG-Importaufkommen, vergleichbar mit dem Niveau von November 2022. Damit zeigt sich Ines deutlich positiver als etwa die Internationale Energieagentur (IEA), was die Speicherbefüllung angeht. Denn diese hatte jüngst in einer Analyse für Europa berechnet, dass bis zu 30 Mrd. Kubikmeter Erdgas fehlen könnten, um die Gasspeicher im kommenden Sommer wieder aufzufüllen (
energate berichtete). Einer der Gründe für die abweichende Einschätzung ist, dass die IEA davon ausgeht, dass bei einer wirtschaftlichen Erholung Chinas das verfügbare LNG-Angebot im kommenden Jahr kaum wachsen wird (
energate berichtete). /ml/hl