Berlin (energate) - Ein Zusammenschluss von Energieversorgern und Gasnetzbetreibern fordert von der Bundesregierung Sonderausschreibungen, um bis 2025 Wasserstoffprojekte im Umfang von 1.000 MW in Betrieb nehmen zu können. Das geht aus einem Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium und Bundestagsabgeordnete hervor, das energate vorab vorliegt. Zu den Unterzeichnern gehören die Energieversorger Trianel, Thüga und Uniper, der Gashändler VNG, die Gasnetzbetreiber Ontras, Bayernets, Open Grid Europe und Terranets. Mit dabei sind zudem BP Europe und Siemens Energy. Ein Teil der Unternehmen ist in der Gaskoalition zusammengeschlossen (
energate berichtete).
In dem Schreiben macht das Bündnis eine Lücke bei der Förderung des Wasserstoffhochlaufes aus. Das europäisch angebundene IPCEI-Programm, mit dem vor allem Grossvorhaben entstehen sollen, erfordere eine lange und komplexe Beantragung, heisst es. Die von der Bundesregierung geplanten Klimaschutzverträge (Carbon Contracts for Difference) seien vor allem für Industrieunternehmen gedacht und ebenfalls langwierig. "Damit bis 2030 aber tatsächlich 10 GW Wasserstofferzeugungsleistung in Deutschland realisiert werden können, muss nach unserer Überzeugung noch in dieser Legislaturperiode mindestens 1.000 MW Wasserstofferzeugungsleistung tatsächlich in Betrieb genommen werden", heisst es in dem Brief weiter.
Vorbild H2-Global
Aktuell sei wegen unklarer Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa aber kein Unternehmen bereit, zu investieren. Hier bestehe dringender politischer Handlungsbedarf. Helfen soll aus Sicht des Bündnisses ein Starterprogramm für 1.000 MW Wasserstoffleistung - zusätzlich zu den bisher geplanten Förderprogrammen bis 2030.
Dieses sollte sich nach Meinung der Autoren an den Doppelauktionen der staatlichen Stiftung H2-Global orientieren. Diese kauft weltweit über Ausschreibungen grünen Wasserstoff ein und bietet diesen Unternehmen in Deutschland an (
energate berichtete). Abgewickelt wird dies über die Hintco (Hydrogen Intermediary Company). Die höheren Kosten für den grünen Wasserstoff gleicht die Stiftung aus. Dafür steht ein Milliardenbudget bereit.
Zwei Ausschreibungen
Das Instrument wollen die Unternehmen für das Starterprogramm nutzen und H2-Global mit der Abwicklung betrauen. Sie schlagen dazu zwei Ausschreibetermine vor, am 1. August 2023 für eine Menge von 300 MW und am 1. Februar 2024 für 700 MW. Eine Begrenzung der Nachfrage auf bestimmte Sektoren lehnen sie dabei ab. Die Ausschreibungen sollen allen Nutzergruppen offenstehen, heisst es. Das Bundeswirtschaftsministerium will den Einsatz von Wasserstoff zunächst auf Industrie und Verkehr beschränken, der Wärmesektor soll aussen vor bleiben (
energate berichtete).
Als weiteren Eckpunkt für das Starterprogramm fordern die Unternehmen eine Risikoübernahme des Bundes bezüglich der noch unklaren EU-Vorgaben für grünen Wasserstoff. Entscheidend ist dafür die aktuell diskutierte EU-Erneuerbarenrichtlinie und der dazu gehörende "Delegated Act". Der Vorschlag: Steht bis zum 1. Juni 2023 eine klare EU-Definition für grünen Wasserstoff, solle diese auch für die Starterausschreibungen gelten. Ist dies nicht der Fall, wäre aus Sicht des Bündnisses die Bundesrepublik Deutschland gefragt, das Risiko von Mehrkosten bei einer späteren Einhaltung der EU-Definition zu 90 Prozent zu übernehmen.
Gegengewicht zu US-Plänen
Die Autoren sehen in dem Startprogramm auch ein Gegengewicht zum Inflation Reduction Act der US-Regierung, mit dem diese massiv grüne Technologien subventioniert. "Das Starterprogramm ermöglicht den deutschen Unternehmen aus der Wasserstoffwertschöpfungskette, auch tatsächlich in Projekte in Deutschland zu investieren." /kw