Olten/Chur (energate) - Laut einem Bericht des "Beobachters" will der Kanton Graubünden in seinem neuen Richtplan mehr als 30 Wasserkraftwerke auflegen, darunter mehrere Flusskraftwerke in den geschützten Rheinauen. Auf Nachfrage relativieren das Amt für Raumplanung und das Amt für Energie des Kantons die Vorgänge. Zudem wehren sie sich gegen den Vorwurf, die Planung erfolge kurzfristig, profitgetrieben und ohne Rücksicht auf die Umwelt. "Die Formulierung '30 Wasserkraftwerke im Richtplan auflegen' suggeriert, dass es sich dabei um neue Werke handelt. Das trifft jedoch nicht zu, mehrheitlich handelt es sich um Erweiterungen von bestehenden Anlagen", schreiben die Ämter, von energate auf den
Artikel angesprochen. Zu den angeblich geplanten Flusskraftwerken in den geschützten Rheinauen wollen die Ämter nicht explizit Stellung beziehen. Ihnen zufolge trifft es aber nicht zu, dass in sensiblen Gebieten neu gebaut wird.
Das Amt für Raumplanung und das Amt für Energie betonen zudem, dass die Werke zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs beschlossene Sache seien - so laufe der Prozess der Richtplanfestlegung zusammen mit der Branche und den Umweltverbänden aktuell immer noch. "Im Übrigen müssen die gesetzlichen Vorgaben eingehalten sein, um Projekte realisieren zu können", so die Ämter weiter.
Neuer Richtplan ist Folge der Energiestrategie
Die Ämter halten zudem fest, dass die Kantone seit der Abstimmung über die Energiestrategie 2050 den Auftrag hätten, in ihren Richtplänen die für die Wasserkraft nutzbaren Gewässerstrecken zu bezeichnen und die Gebiete für die Windenergie festzulegen. Entsprechend sei der Kanton Graubünden seit rund drei Jahren daran, diese Aufträge zu erfüllen bzw. die nötigen Grundlagen und die Richtplanung selbst zu erarbeiten. "Entgegen der Formulierung im Artikel ist diese Planung also nicht 'kurzfristig bzw. profitierend von der Energiekrise' entstanden, sondern das Ergebnis längerer Arbeit, basierend auf den Aufträgen der Energiestrategie 2050", heisst es. Der "Beobachter" hatte in seinem Artikel geschrieben, dass die Kantone vor dem Hintergrund der Energiekrise die Gunst der Stunde nutzen würden und daran seien, eine ganze Serie von zurückgestellten Projekten im Eiltempo durchzuboxen. "Bei der 'Alpen-Opec' herrscht Goldgräberstimmung. Es geht um Bundessubventionen und Wasserzinsen - Verluste beim Landschaftsschutz und in Sachen Biodiversität nimmt man bei diesem Millionenpoker locker in Kauf", so das Magazin.
Schwall-Sunk-Sanierungen positiv für Auen
Das Amt für Raumplanung und das Amt für Energie nehmen weiter Stellung zu Ausleitkraftwerken entlang des Rheins. Im "Beobachter" werden diese kritisiert, weil sie zu neuen Restwasserstrecken führen. Darunter würden insbesondere die geschützten Auen von Rhäzüns, Tamins und Mastrils leiden, schreibt das Magazin. Gegenüber energate räumen die Ämter zwar ein, dass Ausleitkraftwerke den nachfolgenden Gewässerabschnitten die Wassermenge des Schwalls entziehen. "Schwall-Sunk-Sanierungen mit sogenannten Ausleitkraftwerken haben aber eine (positive) Auswirkung auf geschützte Auen generell, weil eben die Schwall-Sunk-Thematik gelöst wird, indem das turbinierte Wasser 'um die Auen herum' geleitet wird", so die Ämter zu energate. /mg