Olten (energate) - Die nationalrätliche Energiekommission Urek-N hat kürzlich das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien verabschiedet (energate berichtete). Dabei nahm sie auch noch einige Änderungen an der Vorlage vor. Hierzu haben nun verschiedene Energieverbände Stellung bezogen. Ihre Bewertungen fallen teils unterschiedlich aus. So begrüssen etwa die AEE Suisse, die Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, und der Wirtschaftsverband Swisscleantech den Kommissionsentscheid zur Liberalisierung des Messwesens - für das aktuell ausschliesslich die Netzbetreiber verantwortlich sind.
Künftig sollen Endverbraucher mit einem grossen Jahresverbrauch und solche, die einen besonderen Bedarf haben, ihren Messdienstleister selbst wählen können. Der "diskriminierungsfreie und faire Zugang zu den Messdaten" sei unabdingbar, um "die Digitalisierung der Stromnetze voranzutreiben", schreibt dazu etwa Swisscleantech. Dies führt aus Sicht des Verbands auch zu mehr "Innovation und Transparenz". Ganz anders sieht dies der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE). Die Liberalisierung sei "für das Gesamtsystem kostentreibend und völlig unverhältnismässig", schreibt der VSE. Der angestrebte innovative und wirtschaftliche Nutzen werde sich "als eine Fata Morgana erweisen", wie ausländische Beispiele zeigten, so der VSE weiter.
VSE: Messdaten-Liberalisierung gefährdet Smart-Meter-Rollout
Auch für die Umsetzung von lokalen Elektrizitätsgemeinschaften braucht es aus Sicht des VSE keine Liberalisierung des Messwesens. Dazu sei nur Datenzugang nötig, dessen Grundlage der Smart-Meter-Rollout schaffe. "Paradoxerweise würde eine Liberalisierung dieser Entwicklung sogar schaden, da sie für den Rollout und ganz allgemein die Digitalisierung der Netze Unsicherheiten schafft", ist der VSE überzeugt. Die Urek-N hat auch Entscheidungen zu lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) getroffen, die weiter gehen als die Version des Ständerats. Neu soll es möglich sein, dass Teilnehmer von LEG unter Inanspruchnahme des Verteilnetzes miteinander verbunden sind.
Dies begrüsst etwa die AEE Suisse ausdrücklich. "Mit dem jetzt beschlossenen Ausbau hin zu lokalen Elektrizitätsgemeinschaften werden Anreize zum Bau neuer PV-Anlagen mit hohem Eigenverbrauch geschaffen, was den PV-Zubau ohne zusätzliche Fördergelder ermöglicht", ist die Dachorganisation überzeugt. Die AEE Suisse zeigt sich ebenfalls zufrieden mit der Entscheidung der Urek, dass Elektrizitätslieferanten künftig Zielvorgaben zur stetigen Steigerung der Stromeffizienz erfüllen müssen. Erreichen sie diese Ziele nicht, wären sie verpflichtet, Nachweise für von Dritten erbrachte Effizienzsteigerungen zu kaufen. Der VSE hingegen sieht auch diesen Entscheid als problematisch an, wie er schreibt. Er wolle ihn wie auch andere Entscheide aber eingehend prüfen und dazu Stellung nehmen, schreibt der Verband. /mj