Zürich (energate) - Die Schweiz könnte ihre Stromversorgung auch ohne den Zubau von fossilen Kraftwerken sichern. Das besagt eine aktuelle Analyse der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) von diversen Studien zur Stromversorgungssicherheit. Die Hochschule verweist darauf, dass die von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) vorgeschlagenen und vom Bundesrat übernommenen fossilen Kraftwerke in erster Linie dazu dienen würden, die Speicherkraftwerke zu schonen (
energate berichtete). Eine Entlastung der Speicherseen könne aber auch mit einem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien oder mit Energieeffizienzmassnahmen erreicht werden, teilt die ZHAW mit.
Ergänzend müsse jedoch sichergestellt werden, dass das zusätzliche Stromproduktionspotenzial im Winter von den Besitzern der Speicherkraftwerke nicht frühzeitig am Markt verkauft werde. "Eine verbindliche Speicher-Wasserkraftreserve in Verbindung mit einem raschen Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion sowie Effizienzmassnahmen wären die beste Lösung für eine sichere Stromversorgung der Schweiz. Die fossilen Reservekraftwerke werden dadurch obsolet", fasst ZHAW-Forscher Jürg Rohrer die Analyse zusammen. Gemäss der ZHAW müsste die Schweiz entweder mindestens fünf Prozent ihres Winterstrombedarfs einsparen oder die Erneuerbaren analog den aktuellen Vorschlägen im Mantelerlass ausbauen, damit sie in Kombination mit der verbindlichen Speicher-Wasserkraftreserve vor kritischen Situationen geschützt ist.
Fossile Kraftwerke zu spät im Einsatz
Diese Zahlen basieren dabei auf einem Worst-Case-Szenario anhand des Konzepts Spitzenlast-Gaskraftwerk der Elcom, wie der
ZHAW-Studie zu entnehmen ist. Demnach resultiert bei einem Totalausfall der Schweizer Kernkraftwerke, leeren Speicherseen und eingeschränkten Stromimporten ein Stromdefizit von bis zu 1,6 TWh. Laut ZHAW möchte der Bund 3,1 TWh oder zehn Prozent des Schweizer Winterstrombedarfs einsparen. "Die im Worst Case fehlende Strommenge von 1,6 TWh im Winter könnte mit dem Zubau der Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energien gemäss Mantelerlass bereits bis Ende 2026 erfolgen", so die ZHAW weiter.
Die Hochschule macht zudem darauf aufmerksam, dass die fossilen Kraftwerke schon Wochen vor dem Ausfall der AKW in Betrieb gehen müssten, um die Speicherseen zu schonen. "Bei einem überraschenden Ausfall von AKW könnten die fossilen Kraftwerke deshalb eine Strommangellage kaum verhindern - ihr Einsatz käme zu spät", so die ZHAW. Sie betont, dass Sparmassnahmen und mehr Erneuerbare hingegen in jedem Fall helfen würden, da diese nicht erst bei drohenden Versorgungslücken aktiviert werden müssten. /mg